Kult-Regisseur Guillermo del Toro ist bekannt für seine filmische Liebe zu Außenseitern der Gesellschaft – und für seine Fantasy-Kompetenz. Wie gut sein neuester, bereits vielfach ausgezeichneter Film "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" wirklich ist, liest Du in unserer Filmkritik.
Liebe kennt keine Grenzen: Die Story
Amerika in den 1960ern: Der Alltag der stummen Elisa (Sally Hawkins) ist klar geregelt. Zum Frühstück gibt es gekochte Eier, danach wird in der Badewanne masturbiert und nach der Arbeit als Putzfrau in einer geheimen Militäreinrichtung stehen alte Schwarz-Weiß-Musicals bei ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins), dem ebenso arbeitslosen wie liebenswürdigen Grafiker, auf dem Programm.
Als Elisa jedoch eines Tages bei der Arbeit ein geheimnisvolles Amphibienwesen entdeckt, verändert sich für sie alles: Sie freundet sich mit der humanoiden Wasserkreatur an und schnell wird aus Freundschaft echte Zuneigung. Doch der sadistische Sicherheitschef Strickland (Michael Shannon) hat nichts anderes als den Tod ihres neuen Freundes im Sinn. Elisa muss schnell handeln, wenn sie dieser fremdartigen, wunderschönen Kreatur das Leben retten will ...
"Shape of Water": Alles, außer gewöhnlich
"Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" ist ein außergewöhnlicher Film. In Zeiten, in denen das Kinobusiness vor allem von leicht konsumierbaren Blockbuster-Franchises dominiert wird, hat Guillermo del Toro ein Stück inszeniert, das exotisch, kunstvoll und (paradoxerweise) gleichzeitig minimalistisch ist. Trotz seines offensichtlichen Hangs zum Absurden verliert "Shape of Water", das bereits im August 2017 mit dem Goldenen Bären bei den Filmfestspielen in Venedig sowie bei den Golden Globes 2018 für die beste Regie und die beste Filmmusik ausgezeichnet wurde, nur selten die Bodenhaftung. Es ist ein modernes Märchen, das ein Loblied auf alle Freaks singt – und die Liebe.
Einzigartige Figuren, starkes Ensemble
Neben dem großartigen Produktionsdesign sind es vor allem die bemerkenswerten Figuren, die "Shape of Water" auszeichnen. Alle Charaktere wurden mit sehr viel Liebe zum Detail herausgearbeitet und sind wegen ihrer kuriosen Einzigartigkeit schon für sich genommen eigene, kleine Kunstwerke.
Sally Hawkins spielt die stumme Hauptfigur Elisa mit charmanter Natürlichkeit und kraftvoller Körpersprache. Richard Jenkins in der Rolle von Giles ist so sympathisch, dass man sich unweigerlich selbst einen schrulligen, alten Nachbarn wie ihn wünscht, bei dem man seine Nachmittage verbringen kann, um Musicals in Schwarz-Weiß anzuschauen. Und Michael Shannon als fieser Schurke Strickland mimt den rassistischen Sadisten derart überzeugend, dass man gar nicht anders kann, als ihn ekelhaft zu finden. Aber auch gerade deswegen hat "Shape of Water" einige seiner stärksten Szenen ihm zu verdanken. (Stichwort: Händewaschen. Wenn Du den Film siehst, wirst Du wissen, was wir meinen.)
Keine Kompromisse
Die Story mag auf den ersten Blick vielleicht völlig neuartig erscheinen, bei näherer Betrachtung aber entdeckt man Elemente, die an Klassiker wie "Die Schöne und das Biest", "E.T." oder "Die fabelhafte Welt der Amélie" erinnern. Leider schleppt sich "Shape of Water" insbesondere im zweiten Drittel durch unnötige erzählerische Längen. Statt in 123 Minuten hätte man die Geschichte sicher auch in 100 Minuten erzählen können. Und bei aller Originalität und Kunstfertigkeit will der magische Funke in manchen Szenen einfach nicht überspringen. Das ist natürlich durchaus Geschmackssache und hat viel damit zu tun, ob man auf Kitsch steht. Um dem Film einem breiten Publikum emotional zugänglich zu machen, hätte hier und da aber vielleicht etwas Understatement nützlich sein können.
Aber immerhin: Der Film bleibt sich selbst zu jeder Zeit treu – gerade, weil Guillermo del Toro sich traut, keine Kompromisse bei seiner künstlerischen Vision einzugehen. So bleibt "Shape of Water" zwar ein exotisches Einzelstück in der heutigen Kinolandschaft, das sich selbst und seine Helden für seine Andersartigkeit feiert – aber ein in jeder Hinsicht sehenswertes.
"Shape of Water – Das Flüstern des Wassers": Fazit
"Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" ist ein modernes Märchen, das ein außergewöhnliches Kinoerlebnis bietet. Guillermo del Toro kreiert mit originellen Figuren, starken Schauspielern, liebevollem Produktionsdesign und einer ausgefallenen Story eine fantastische Welt, die alles andere als Mainstream ist. Wer auf Kitsch steht, wird "Shape of Water" lieben – für alle anderen ist die teilweise ausufernde Romantik vielleicht eher hinderlich.