"Venom"-Filmkritik: Wie viel Biss hat Tom Hardy als Comic-Antiheld?

Besuch aus dem All: "Venom" macht ab sofort die deutschen Kinos unsicher.
Besuch aus dem All: "Venom" macht ab sofort die deutschen Kinos unsicher. Bild: © Sony Pictures Releasing 2018

Kaum ein Film wurde in den letzten Monaten so heiß diskutiert wie "Venom". Die einen konnten es bis zum Kinostart kaum abwarten, die anderen sagten schon einen Flop voraus, bevor auch nur der erste Trailer zu sehen war. Wie bissig oder zahnlos "Venom" wirklich ist, liest Du in unserer Filmkritik.

Vom Regen in die Traufe: Die Story

Eddie Brock (Tom Hardy) ist erfolgreicher Investigativ-Reporter in San Francisco. Doch eines Tages tritt er dem falschen Mann auf die Füße: Dr. Carlton Drake (Riz Ahmed), der mit der Life Foundation die Menschheit in eine bessere Zukunft führen will. Brock verliert nicht nur seinen Job, sondern auch seine Wohnung und seine Freundin Anne (Michelle Williams).

Als er durch eine Whistleblowerin die Chance wittert, den selbst ernannten Weltverbesserer doch noch als den Schurken zu enttarnen, für den er ihn hält, läuft alles schief. In einem geheimen Labor wird Eddie mit einem seltsamen Parasiten infiziert und plötzlich ist nichts mehr, wie es mal war ...

Es darf gelacht werden

Zumindest eine Sache funktioniert in "Venom" ordentlich: der Humor. Das ist bei einem Regisseur wie Ruben Fleischer keine Überraschung, schließlich hat er mit Filmen wie "Zombieland" (2009) und Formaten wie "Jimmy Kimmel Live!" oder "Between Two Ferns with Zach Galifianakis" bereits mehrfach unter Beweis gestellt, dass er komödiantisches Gespür besitzt. Dieses setzt Fleischer gekonnt ein, um dem düsteren Anti-Helden mit dem Mordsappetit eine amüsante Leichtigkeit zu verpassen, die vielleicht nicht jeder so erwartet hatte.

Venom verputzt am liebsten menschliche Gehirne. fullscreen
Venom verputzt am liebsten menschliche Gehirne. Bild: © Sony Pictures Entertainment 2018
Dieser Gestalt möchte man lieber nicht nachts auf der Straße begegnen. fullscreen
Dieser Gestalt möchte man lieber nicht nachts auf der Straße begegnen. Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland 2018
Schlabberdischlapp. fullscreen
Schlabberdischlapp. Bild: © Sony Pictures Releasing 2018
Venom verputzt am liebsten menschliche Gehirne.
Dieser Gestalt möchte man lieber nicht nachts auf der Straße begegnen.
Schlabberdischlapp.

Insbesondere die inneren Dialoge zwischen Eddie Brock und seinem symbiotischen Alter Ego Venom sind teilweise wirklich lustig. Die konfliktbeladene Beziehung zwischen den beiden hat etwas herrlich Schrulliges und ist ganz klar das Beste am ganzen Film – eine bissige Gag-Schleuder wie "Deadpool" ist der Film aber dennoch bei Weitem nicht.

Bloß kein Risiko

Außer beim Humor bleibt "Venom" in vielen Beziehungen leider unter seinen Möglichkeiten. Die Actionszenen und Special Effects sind ansehnlich, setzen aber keine neuen Maßstäbe. Obwohl es durchaus Highlights wie die Verfolgungsjagd mit dem Motorrad quer durch San Francisco gibt, bei dem die eine oder andere "Wow"-Kameraeinstellung herausspringt, wirkt "Venom" erstaunlich altbacken. Echtes Spektakel gibt es wenig, dafür vieles, was so schon oft auf der Leinwand zu sehen war. Dienst nach Vorschrift, bloß kein Risiko.

Was sich wohl hinter dieser Tür verbirgt? fullscreen
Was sich wohl hinter dieser Tür verbirgt? Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
Was geht hier bloß vor sich? fullscreen
Was geht hier bloß vor sich? Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
"Venom" spielt in San Francisco. fullscreen
"Venom" spielt in San Francisco. Bild: © Sony Pictures Entertainment 2018
Was sich wohl hinter dieser Tür verbirgt?
Was geht hier bloß vor sich?
"Venom" spielt in San Francisco.

Dabei hätte gerade die Figur Venom so viel düsteres Potenzial gehabt. Man muss sich das klarmachen: Dieser Marvel-Charakter ist nicht etwa der blitzsaubere Captain America, sondern ein boshafter Anti-Held, der frisches Menschenfleisch frisst. Auch wenn das durchaus thematisiert wird, bleibt der Film erstaunlich brav dabei. Schade, dass sich die Verantwortlichen hier nicht getraut haben, auf Kosten einer höheren Altersfreigabe mehr Filmblut zu vergießen.

Starker Tom Hardy, schwache Nebenfiguren

Was bleibt, ist kein abgrundtief schlechter Film –  auch wenn die ersten Reaktionen in den sozialen Netzwerken, die "Venom" sogar bereits mit Flops wie "Catwoman" in der Halle-Berry-Version oder Ben Afflecks "Daredevil" vergleichen, das vermuten lassen. Es ist aber kein besonders guter Film, sondern bestenfalls Durchschnitt. Die Story ist vorhersehbar, die Figuren sind eindimensional und wenig mitreißend.

Tom Hardy macht seine Sache als Eddie Brock außerordentlich gut. fullscreen
Tom Hardy macht seine Sache als Eddie Brock außerordentlich gut. Bild: © Sony Pictures Entertainment 2018
Riz Ahmed hingegen enttäuscht ein wenig. fullscreen
Riz Ahmed hingegen enttäuscht ein wenig. Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
Einmal ausrasten, bitte! fullscreen
Einmal ausrasten, bitte! Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
Achtung, gleich kommt Venom! fullscreen
Achtung, gleich kommt Venom! Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
Tom Hardy macht seine Sache als Eddie Brock außerordentlich gut.
Riz Ahmed hingegen enttäuscht ein wenig.
Einmal ausrasten, bitte!
Achtung, gleich kommt Venom!

Tom Hardy gibt sein Bestes und spielt den kaputten Eddie Brock wirklich gut. Leider ist die Figur aber bereits im Drehbuch so angelegt, dass es einem schwerfällt, Sympathie für sie zu empfinden. Eddie Brock ist in vielen Teilen des Films eitel und feige. Auch Michelle Williams ist ein echter Lichtblick, kommt aber viel zu kurz.

Die vielleicht größte Enttäuschung im Cast stellt Riz Ahmed ("Star Wars: Rogue One", 2016) dar, der es nicht schafft, seinem Bösewicht Dr. Carlton Drake mehr als klischeehafte und oberflächliche Abgründe zu verleihen. Dabei wäre er schauspielerisch sicher dazu in der Lage gewesen. Aber im Gesamtkonzept von "Venom" war Experimentierfreudigkeit scheinbar einfach nicht vorgesehen.

Von Michelle Williams hätten wir gerne mehr gesehen. fullscreen
Von Michelle Williams hätten wir gerne mehr gesehen. Bild: © Sony Pictures Entertainment 2018
Love is in the Air! fullscreen
Love is in the Air! Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
Riz Ahmed spielt Dr. Carlton Drake. fullscreen
Riz Ahmed spielt Dr. Carlton Drake. Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
Drake sorgt für die fristlose Kündigung von Eddie Brock. fullscreen
Drake sorgt für die fristlose Kündigung von Eddie Brock. Bild: © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH 2018
Von Michelle Williams hätten wir gerne mehr gesehen.
Love is in the Air!
Riz Ahmed spielt Dr. Carlton Drake.
Drake sorgt für die fristlose Kündigung von Eddie Brock.

"Venom": Fazit

"Venom" trumpft mit einem starken Tom Hardy und einem schrulligen Pärchen Eddie Brock/Venom auf, das für manche Lacher sorgt. Bis auf einige gute Actionszenen war es das dann aber auch schon mit den Highlights. Der Film bleibt für einen Anti-Helden-Plot viel zu brav, fühlt sich teils überraschend altmodisch an und enttäuscht mit einem schwachen Gegenspieler. Unterhaltung für zwischendurch, aber nichts für die Ewigkeit.

TURN ON-Wertung: 2,5/5

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Venom
Venom
  • Datenblatt
  • Hardware und software
  • Originaltitel
    Venom
  • Produktionsland/-jahr
    USA 2018
  • Genre
    Action, Comicverfilmung
  • Besetzung
    Tom Hardy, Riz Ahmed, Michelle Williams
  • Regie
    Ruben Fleischer
  • Kinostart (D)
    03.10.2018
TURN ON Score:
2,5von 5
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