Kaum haben die "Vikings" den Tod einer zentralen Figur verarbeitet, blasen die Rus zum Angriff auf die Nordländer. Folge 9 von Staffel 6 steht ganz im Zeichen widerwilliger sowie unerwarteter Allianzen und ebnet den Weg für das nahende Midseason-Finale. Und der Name Ragnar fällt natürlich ebenfalls wieder.
- Drei ist einer zu viel
- Verbündete wider Willen
- Ivar und Hvitserk: A never ending Story
- Fazit
- Gedanken, die mir nach Folge 9 noch im Kopf herumschwirren
Drei ist einer zu viel
Der erste Bund wider Willen ist romantischer Art: Björn nimmt tatsächlich die ehemalige Dienerin Ingrid zu seiner Zweitfrau – mit Gunnhilds Segen. Glücklich ist die Königin von Kattegat mit dieser Lösung aber keinesfalls. Wie einst in der Legende die nordische Göttin der Liebe Freya weint auch Gunnhild goldene Tränen, als ihr Gemahl das Bett verlässt, um zu Ingrid zu gehen.
Deutlicher lässt sich Björns rücksichtsloses Verhalten nicht veranschaulichen: Der Junge, der einst seinem Vater Ragnar die Hölle heiß gemacht hat, als der seine Mutter betrog, verletzt als Erwachsener wissentlich seine Gemahlin. Wäre Björn nicht seit Staffel 1 ein absoluter Fanliebling, es wäre leicht, ihn für seine Fehler zu verachten.
Schnell wird klar, dass die Dreiecksbeziehung unter keinem guten Stern steht. Spätestens als Gunnhild Björn in der Not einen Waffenstillstand mit Harald vorschlägt und Ingrid die Gelegenheit nutzt, gegen ihre Konkurrentin zu sticheln, ahnt der Zuschauer: Diese Vielehe nimmt ein böses Ende.

Verbündete wider Willen
Letztlich nimmt sich Björn den Ratschlag von Gunnhild zu Herzen: Nachdem die Kundschafter der Rus auch nahe Kattegat für Ärger sorgen, schickt er seinen Verbündeten Erik zu König Harald, um ein Bündnis gegen den gemeinsamen Feind auszuhandeln. Blöd nur, dass Harald "Schönhaar" nicht gewillt ist, einem Skogarmaor – einem verbannten Kriminellen – auch nur eine Minute zuzuhören. Schlechtester. Anführer. Aller. Zeiten.
Es ist König Olaf, der zu Dickschädel Harald durchdringt und ihn dazu bringt, Erik Gehör zu schenken. Widerwillig muss Harald erkennen, dass ein gemeinsames Heer aller Nordmänner gegen die Rus von Vorteil wäre. Das hindert den ersten König von ganz Norwegen allerdings nicht daran, zu murren: Warum er es als Alleinherrscher eigentlich nötig habe, sich mit schwächeren Bündnispartnern zu arrangieren? Willkommen in der Realität, Harald!

Ivar und Hvitserk: A never ending Story
Die wohl schrägste Allianz in Folge 9 ist eine altbekannte: Ivar "der Knochenlose" begleitet Kundschafter der Rus in seine Heimat und gabelt prompt seinen verbannten Bruder Hvitserk auf. Nur zur Erinnerung: Hvitserk hatte seinen Bruder verraten, woraufhin Ivar Hvitserks Liebste Thora flambierte. Eine gefühlte Ewigkeit sprach Hvitserk dann von seinem "Schicksal, Ivar zu töten". Und jetzt? Pustekuchen! Aneinander gekuschelt segeln die Brüder zurück in die Hauptstadt der Rus, wo Hvitserk Prinz Oleg seine Dienste anbietet.
Hvitserk war nie ein Inbegriff von Charakterstärke, aber dieses plötzliche Buddy-Comeback mit Ivar erscheint vollkommen absurd. Oder ist es nur eine Finte, um Ivar erneut über die Klinge springen zu lassen? Schließlich hört Hvitserk mit, als Dirs Kontaktmann auftaucht und mit Ivar über den Sturz von Oleg spricht.
Dieses Vorhaben dürfte sich allerdings schwieriger gestalten als gedacht: Oleg führt Ivar eindrücklich vor Augen, was es bedeutet, ihn als Feind zu haben: In Reih und Glied marschieren Olegs perfekt gedrillte Soldaten vor dessen Palast auf – ein krasser Gegensatz zum unstrukturierten, wilden Heer der Nordmänner. Die gewaltige Machtdemonstration geht nicht einmal am sonst so abgebrühten Ivar spurlos vorüber. Mit panischem Blick und Tränen in den Augen lauscht er Olegs Ausführungen über das bevorstehende "Ende der falschen Heidengötter". Ob Odin und seine "Vikings" dem etwas entgegensetzen können?
Fazit: Mögen die Götter ihnen beistehen!
Der Sinn der aktuellen Folge ist unverkennbar: Die neunte Episode klärt die finalen Fronten, bevor das kommende Midseason-Finale endlich die entscheidende Schlacht zwischen den Nordmännern und den scheinbar übermächtigen Rus einläutet.
Leider haben es sich Showrunner Michael Hirst und seine Kollegen in Folge 9 für meinen Geschmack etwas zu einfach gemacht: Ruck, zuck legen Harald und Björn ihren Zwist im Angesicht der Rus bei. und Ivar und Hvitserk tun trotz Verrat und Mord glatt so, als sei nie etwas gewesen. Aber aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben: Ich hoffe, dass diese brodelnden Konflikte im Verlauf von Staffel 6 noch eine wichtige Rolle spielt und Hirst am Ende alle losen Fäden zusammenführt.
Und würde bitte jemand Ingrid aus dem Weg schaffen? Danke!
Gedanken, die mir nach Folge 9 noch im Kopf herumschwirren
- Wie kommt der Fake-Othere an Flokis Ehering? Hat der exzentrische Schiffsbauer etwa tatsächlich überlebt, obwohl ihm ein ganzer Berg auf den Kopf gefallen ist? Aber was genau verbergen Kjetill und seine Siedler dann vor Ubbe?
- Torvis und Ubbes Sohn heißt Ragnar, der Fake-Othere ist eigentlich ein Mönch namens Athelstan. Ob Athelstan 2.0 Ubbe und dessen Sohn Baby-Ragnar zu neuen Ufern führen darf, wie einst der Original-Athelstan den "echten" Ragnar? Statt England wird es diesmal wohl die Küste von Amerika ... Es scheint, als hätte Michael Hirst den Serientod seines ursprünglichen "Vikings"-Helden noch immer nicht verarbeitet.
- Gewusst? Die Gunnhild-Darstellerin heißt tatsächlich Ragga Ragnars (eigentlich: Ragnheiður Ragnarsdóttir)! Es scheint fast, als wäre die isländische Schauspielerin für ihre "Vikings"-Rolle geboren.
- Was ist aus König Alfred in England geworden? Ein wenig vermisse ich die Storylines, die in Wessex und Mercia spielen.