Es gibt wenige Filmemacher, deren Werke man auf einen Blick erkennen kann. Filme von Wes Anderson gehören dazu. Mit seiner Vorliebe für verschrobene Charaktere, Symmetrie und eine reduzierte Farbpalette scheint es, als habe Anderson sein ganz eigenes Genre erfunden. Wir werfen im Zuge seines neuesten Films "The French Dispatch" einen nostalgischen Blick zurück auf seine bisherigen Leinwandperlen.
- "Durchgeknallt" (1996)
- "Rushmore" (1998)
- "Die Royal Tenenbaums" (2001)
- "Die Tiefseetaucher" (2004)
- "Darjeeling Limited" (2007)
- "Der fantastische Mr. Fox" (2009)
- "Moonrise Kingdom" (2012)
- "Grand Budapest Hotel" (2014)
- "Isle of Dogs: Ataris Reise" (2018)
- "The French Dispatch" (2021)
"Durchgeknallt" (1996)
Das allererste Werk von Wes Anderson in Spielfilmlänge basiert auf einem Kurzfilm des damals angehenden Filmemachers. Gemeinsam mit Owen Wilson, der auch als Darsteller auftritt, schrieb er das Drehbuch zu "Durchgeknallt" – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Psycho-Drama mit Winona Ryder in der Hauptrolle. Die Handlung ist trotz des Titels für Andersons Verhältnisse noch relativ konventionell: Darin wollen drei Möchtegern-Kriminelle dem Vorstadtalltag entfliehen. Eingeleitet wird das Ganze mit der sinnlosen Befreiung ihres Kumpels aus einer psychiatrischen Klinik, in der er sich freiwillig aufhält
Fun Fact: Da der Film an den Kinokassen ein großer Flop war, erwog Owen Wilson, der Marine beizutreten. "Das Studio sagte 'Durchgeknallt' sei der Film, der beim Testscreening am schlechtesten abgeschnitten hat, also dachte ich daran, zur Marine zu gehen", verriet der Darsteller im Maxim Magazine (via IOL).
"Rushmore" (1998)
Der Sonderling Max Fischer (Jason Schwartzman) hat ein Stipendium für die renommierte Privatschule Rushmore in der Tasche. Doch obwohl er engagiert an allen möglichen Gruppenaktivitäten teilnimmt, lassen seine Noten zu wünschen übrig. Es wird nicht besser als sich der 15-jährige mit dem lokalen Geschäftsmann Herman Blume (Bill Murray) anfreundet und sich unglücklich in die verwitwete Vorschullehrerin Rosemary (Olivia Williams) verliebt.
Fun Fact: Bill Murray stand so hinter dem Film, dass er nicht nur die mickrige Gage von 9.000 US-Dollar in Kauf nahm. Als Disney nicht für eine Helikopter-Montage zahlen wollte, stellte er Anderson laut Vulture einen Check über 25.000 US-Dollar aus.
"Die Royal Tenenbaums" (2001)
Zumindest hierzulande wurde Anderson erst mit "Die Royal Tenenbaums" einem größeren Publikum bekannt. Darin steht die dysfunktionale Familie der Tenenbaums im Mittelpunkt. Nachdem Patriarch Royal (Gene Hackman) seine Familie und damit seine drei hoch talentierten Kinder verlässt, scheinen alle Zukunftsaussichten seiner Nachkommen zerstört. Der angehende Tennisstar Richie (Luke Wilson) leidet an einer unerfüllten Liebe, Adoptivschwester und Literatin Margot (Gwyneth Paltrow) ist unglücklich verheiratet, während Chas (Ben Stiller) seine Kinder nach dem Tod seiner Frau vor allen Gefahren schützen will. Da kündigt Royal seine Rückkehr an ...
Fun Fact: Auch wenn Anderson den Part des Royal Tenenbaum speziell für Gene Hackman schrieb, zögerte der Oscarpreisträger die Rolle anzunehmen. Offenbar, da er für die geringe Bezahlung nicht sechzig ganze Tage am Film arbeiten wollte, wie Vulture berichtet.
"Die Tiefseetaucher" (2004)
Damals schon zum dritten Mal arbeitete Anderson für "Die Tiefseetaucher" mit Hollywoodikone Billy Murray zusammen – und setzte ganz auf seinen Star. In der Rolle des Ozeanografen Steve Zissou, der ganz deutlich an den berühmten Meeresforscher Jacques Cousteau angelehnt ist, macht er sich auf die Suche nach dem legendären Jaguarhai, der seinen Freund Esteban verschluckt hat. Doch nicht nur sein strahlender Konkurrent Alistair Hennessey (Jeff Goldblum) und die schwangere Journalistin Jane (Cate Blanchett) machen ihm dabei das Leben schwer.
Fun Fact: Cate Blanchett wurde bei der Anprobe ihres prothetischen Babybauchs ohnmächtig und fand kurz darauf heraus, dass sie tatsächlich schwanger ist.
"Darjeeling Limited" (2007)
In "Darjeeling Limited" verschlägt es drei Brüder im gleichnamigen Zug nach und durch Indien. Nach dem Tod ihres Vaters sind Francis (Owen Wilson), Peter (Adrien Brody) und Jack (Jason Schwartzman) voneinander entfremdet. Doch mit der minutiös durchgeplanten spirituellen Reise will Francis das mithilfe seines Assistenten ändern. Da jeder der Brüder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat, verläuft die Reise jedoch nicht so, wie sich das der älteste Bruder wünscht.
Fun Fact: Die Namen der Brüder wurden offenbar von Francis Ford Coppola ("Der Pate"), Peter Bogdanovich ("Is’ was, Doc?") und Jack Nicholson ("Besser geht's nicht") inspiriert.
"Der fantastische Mr. Fox" (2009)
Mit "Der fantastische Mr. Fox" wagte sich Anderson 2009 an seinen ersten Animationsfilm. Mithilfe des Stop-Motion-Verfahrens weckte er dabei das gleichnamige Kinderbuch von Roald Dahl zum Leben. Im Mittelpunkt steht der schlaue Fuchs Mr. Fox (Stimme: George Clooney), dessen große Leidenschaft die Hühnerjagd ist. Als seine Gattin (Meryl Streep) jedoch Nachwuchs erwartet, sattelt er um und wird Zeitungskolumnist. Doch einem letzten Coup gegen die Bauern Boggis, Bunce und Bean kann er nicht widerstehen.
Fun Fact: Die Aufnahmen der Stimmen wurden nicht wie üblich im Studio vorgenommen. Stattdessen ging der Cast "raus in den Wald, auf einen Dachboden, in einen Stall" und für einige Szene auch in die U-Bahn. "Deswegen gab es eine große Spontanität in den Aufnahmen, denke ich", so Anderson im Interview mit Rotten Tomatoes.
"Moonrise Kingdom" (2012)
Um Pfadfinder, die erste Liebe und das beschauliche Inselleben vor der Küste Neuenglands geht es in "Moonrise Kingdom", das Mitte der 1960er-Jahre spielt. Jung-Pfadfinder Sam verguckt sich hier in die Schülerin Suzy und gemeinsam beschließen die 12-Jährigen, zu fliehen. Das ruft schnell die gesamte Insel in einer groß angelegten Suchaktion auf den Plan, unter ihnen Sheriff Sharp (Bruce Willis), der eine Affäre mit Suzys Mutter (Frances McDormand) hat, den Pfandfinderleiter Ward (Edward Norton) und das personifizierte Jugendamt (Tilda Swinton).
Fun Fact: Anderson bezeichnete den Film im Interview mit Vanity Fair als eine Fantasie, die er im Alter seiner Protagonisten gehabt hätte. "Ich denke, wenn du in der fünften Klasse schwer verknallt bist, wird es deine ganze Welt. Es ist wie unter Wasser zu sein; alles ist anders."
"Grand Budapest Hotel" (2014)
Schon seit "Die Royal Tenenbaums" konnte Anderson die ganz großen Stars des Filmbusiness für seine Produktionen gewinnen. Arbeitet er meist wiederholt mit Schauspielern wie Billy Murray, Owen Wilson oder Edward Norton zusammen, castete er für "Grand Budapest Hotel mit Ralph Fiennes auch einen Neuling für seine Welt. Fiennes spielt in dem Film den legendären Concierge des ehemals opulenten Grand Budapest Hotels. Nachdem er ein kostbares Gemälde von der 84-jährigen Madame D. (Tilda Swinton), einem reichen Gast des Hotels, erbt, wird er des Mordes an ihr bezichtigt und muss vor Polizei und Erben fliehen.
Fun Fact: Ursprünglich sollte Angela Lansbury Madame D. spielen, musste aber wegen Terminüberschneidungen absagen. Tilda Swinton übernahm die Rolle und wurde unter großen Mühen und Kosten künstlich um 30 Jahre älter gemacht.
"Isle of Dogs: Ataris Reise" (2018)
In seinem zweiten Stop-Motion-Abenteuer "Isle of Dogs: Ataris Reise" setzt Anderson seine ganz eigene Version einer japanischen Fabel für mehr Tierliebe um. 20 Jahre in der Zukunft ist in Megasaki City die Hundegrippe ausgebrochen, was den Hunde hassenden Bürgermeister Kobayashi dazu veranlasst, alle Hunde auf die abgelegene Insel Trash Island zu verfrachten. Hier fristet das Rudel aus Boss (Bill Murray), Rex (Edward Norton), Chief (Bryan Cranston), Duke (Jeff Goldblum) und King (Bob Balaban) ein tristes Dasein – bis der kleine Pilot Atari (Koyu Rankin) auf der Suche nach seinem Hund auf der Insel bruchlandet.
Fun Fact: Der Titel "Isle of Dogs" ist ein Wortspiel. Schnell ausgesprochen klingt er wie "I love Dogs", deutsch: "Ich liebe Hunde".
"The French Dispatch" (2021)
Den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere hat Anderson mit "The French Dispatch" erreicht. Sein neuer Film spielt in einer fiktiven französischen Stadt, die gleichzeitig der Außenposten des amerikanischen Magazins "The French Dispatch" ist. Im Film soll eine Sammlung von Geschichten aus eben diesem Magazin zum Leben erweckt werden. Zu den Darstellern gehören Benicio del Toro, Adrien Brody, Tilda Swinton, Léa Seydoux, Bill Murray, Frances McDormand, Timothée Chalamet, Jeffrey Wright, Mathieu Amalric und Owen Wilson.
Fun Fact: Der Schauplatz der Handlung ist die fiktive französische Stadt "Ennui-sur-Blasé", was übersetzt so viel heißt wie "gelangweilt auf erschöpft".