Das Survival-Spiel "Grounded" bietet ein ganz frisches Setting: Auf Ameisengröße geschrumpft kämpfen wir im Vorgarten ums Überleben. Der Koop-Spaß könnte einer der Überraschungshits 2020 werden.
Was kommt heraus, wenn passionierte Rollenspiel-Entwickler ihr angestammtes Territorium verlassen und ein Survival-Spiel entwickeln? Im Falle von Obsidian, den Machern von "The Outer Worlds" und "Fallout New Vegas" lautet die Antwort: "Grounded".
"Grounded" ist ein Spiel, das Ende vergangenen Jahres fast unscheinbar im Rahmen der Microsoft X019 angekündigt wurde und seither von vielen als Geheimtipp gehandelt wird. Grund ist nicht allein die Tatsache, dass hinter dem Projekt ein renommiertes Entwicklerstudio steht, sondern vielmehr das ungewöhnliche Setting des Spiels, das auch mich sofort in seinen Bann gezogen hat.
Ein Survival-Spiel, das im Vorgarten spielt
Anders als herkömmliche Survival-Games spielt "Grounded" weder im Wald noch in der Wildnis und schon gar nicht in der Wüste, sondern auf einem kleinen Rasenstück im Vorgarten einer vermutlich nordamerikanischen Wohnsiedlung. Dort spielen wir einen von vier Jugendlichen, die durch ein nicht bekanntes Ereignis auf die Größe eines Reiskorns geschrumpft sind. Schnell müssen wir feststellen, dass der vermeintlich langweilige Vorgarten überhaupt nicht langweilig ist, sondern ein riesiges Biotop darstellt, in dem es überall kreucht und fleucht.

Wer sich bei diesem Setting unweigerlich an den Disney-Film "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" mit Rick Moranis erinnert fühlt, liegt goldrichtig. Die Entwickler haben sich für "Grounded" offensichtlich auch von der Komödie inspirieren lassen.
Sammeln, Craften, Überleben – und eine Story gibt es auch
Ich gehöre absolut nicht zur Zielgruppe von Survival-Games, doch im Falle von "Grounded" hat mich allein das Setting so neugierig gemacht, dass ich dem Spiel unbedingt eine Chance geben wollte. Als ich Mitte Juni im Rahmen des Steam Sommer Game Festival die Möglichkeit hatte, den Titel auszuprobieren, habe ich nicht lange gezögert.

Und ja, es ist richtig, "Grounded" ist vor allem ein Survival-Spiel und bietet die typischen Mechaniken: Ich sammle Nahrung, suche nach Wasserquellen, baue Ressourcen ab und crafte daraus Werkzeuge. Mit ihnen kann ich bessere Ressourcen abbauen und mir eine Basis und andere Bauwerke zum Schutz vor den Gefahren der Umwelt errichten. Das Crafting-System scheint auf den ersten Blick einigermaßen komplex zu sein und könnte für sich genommen schon für Langzeitmotivation sorgen. Fairerweise muss ich dazu schreiben, dass die Demo bei Steam nur kurze Spiel-Sessions von maximal 45 Minuten erlaubte. So war es mir natürlich nicht möglich, tiefer in die Materie einzutauchen.

Die Besonderheit von "Grounded": Es gelingt dem Spiel, sämtliche Survival-Mechaniken in Einklang mit dem ungewöhnlichen Setting zu bringen. Wo in anderen Survival-Games Bäume gefällt, werden, sind es in "Grounded" riesige Grashalme, und statt mit wilden Säugetieren müssen wir uns mit Spinnen und Insekten herumschlagen. Schön ist auch, wie Alltagsobjekte durch die ungewöhnliche Perspektive ganz neue Funktionen erhalten. Eine auf dem Rasen herumliegenden Cola-Dose beispielsweise wird zur gigantischen dunklen Halle.
Bevor ich es vergesse: Eine Story, die abseits von Crafting- und Loot-Spiralen zum Weiterspielen motivieren soll, gibt es in "Grounded" auch, inklusive einer geheimen Fraktion. Leider ist darüber bisher nur wenig bekannt. Ich hoffe, die Entwickler nutzen das Potenzial, das sich aus dem ungewöhnlichen Setting für die Geschichte ergibt.

Durchgesickert ist bereits, dass Spieler Einfluss auf das Ökosystem Garten nehmen können, je nachdem, wie sie sich etwa gegenüber einzelnen Ameisenkolonien verhalten. Die eigenen Entscheidungen sollen darüber bestimmen, ob der Vorgarten aufblüht oder langsam zu Grunde geht. Das klingt im Ansatz spannend, muss sich in der spielerischen Umsetzung aber noch beweisen.
Ein Koop-Erlebnis für bis zu vier Spieler
Auf Wunsch lässt sich "Grounded" komplett kooperativ mit bis zu vier Spielern erleben – das ist für mich fast das coolste Feature des Spiels. Die Aussicht, gemeinsam mit Freunden den Vorgarten zu erkunden, eine Basis zu errichten und vor riesigen Spinnen zu fliehen, sorgt bei mir für besonders große Vorfreude – okay, die Riesenspinnen sorgen vielleicht auch für Albträume.

Das ist kein Early-Access-Spiel
Was mich bei den meisten Survival-Spielen abschreckt: Sie erscheinen oft als Early-Access-Version und verharren dann jahrelang in diesem halbfertigen Zustand. "Grounded" fühlte sich hingegen schon in der Demo wie ein fertiges Spiel an. Größere Bugs und fehlende Funktionen sind mir nicht aufgefallen.
Auch grafisch macht der Titel einiges her. Zwar setzt Entwickler Obsidan mit seiner Comic-Grafik nicht auf Fotorealismus, aber gerade dieser stark an Pixar-Filme erinnernde Stil lässt die Spielwelt lebendig wirken und verpasst ihr einen ganz eigenen Charme. Zudem gelingt es den Entwicklern durch ein geschicktes Einsetzen von Tiefenunschärfe, ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie winzig die Spielfigur im Verhältnis zu ihrer Umwelt tatsächlich ist. Um es kurz zu machen: "Grounded" sieht wunderschön aus.

Fazit: "Grounded" macht das Survival-Genre charmant
"Grounded" ist nach dem Anspielen der Demo erst recht das Spiel, auf das ich mich in diesem Sommer am meisten freue. Obsidian liefert unverhofft ein Spiel, mit dem ich noch vor wenigen Monaten niemals gerechnet hätte. Die Tatsache, dass ein renommiertes Entwicklerstudio eine frische Idee und ein völlig unverbrauchtes Setting liefert, macht "Grounded" für mich so spannend.
"Grounded" erscheint am 28. Juli in der Game-Preview für PC und Xbox One.