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Warum sich "Ghost Recon Breakpoint" trotz gutem Kern leblos anfühlt

Nichts los im Biwak: Die Heldin in "Ghost Recon Breakpoint" hat's nicht leicht.
Nichts los im Biwak: Die Heldin in "Ghost Recon Breakpoint" hat's nicht leicht. Bild: © Screenshot TURN ON 2019

"Ghost Recon Breakpoint" bekommt zum Release viel Kritik ab. Der Open-World-Titel wisse nicht, was er sein will – Loot-Shooter für einsame Wölfe oder Koop-Spiel mit taktischem Anstrich. Ich habe trotzdem Spaß mit dem Game, merke aber, dass mir auf Auroa etwas ganz Wichtiges fehlt.

Vierzig Stunden und mehr im virtuellen Dreck, das ist für die "Tom Clancy"-Games von Ubisoft völlig normal. Sie haben sowohl die Geschichten voll plattem Militärpathos als auch das repetitive Gameplay gemein. Aber: Das Prinzip funktioniert! "The Division 2" und "Ghost Recon Wildlands" beweisen das, "Rainbow Six Siege" ist im kompetitiven Bereich eines der beliebtesten Games der letzten Jahre.

"Ghost Recon Breakpoint" fiel dagegen bei Kritikern und vielen Fans durch. Schon jetzt ist aber quasi sicher: Ubisoft wird den Shooter zusammen mit einer Kern-Community bis auf die blanken Knochen schleifen, bis die Seele des Spiels herausgearbeitet ist und die Spielerbasis wieder wächst. Denn auch das ist bei "Tom Clancy"-Games ein wiederkehrendes Schema: Die Playerbase legt bisweilen militärische Disziplin an den Tag, wenn es darum geht, Kinderkrankheiten neuer Releases durchzustehen.

Über Bugs ärgere ich mich schon nicht mehr

Darum hänge ich mich beim Spielen von "Breakpoint" auch nicht an Bugs oder Glitches auf – die sind auch nach dem Launch noch zahlreich vorhanden, zumindest in der getesteten PS4-Version. Ich versuche, an "das Fleisch" zu kommen, den eigentlichen Gameplay-Loop – an das, was mich auch bei "The Division 2" nach unzähligen Wiederholungen der immer gleichen Spielmechanik dazu bringt, das Game am Ende eines anstrengenden Tages doch noch zu starten, um eine oder zwei Stunden zu spielen. Nur noch eine Basis einnehmen. Nur noch das eine Item finden.

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Das Gameplay von "Ghost Recon Breakpoint" macht im Kern viel Spaß. Bild: © Screenshot TURN ON 2019

Und das macht "Breakpoint" nicht schlecht. Im Kern bringt das Gameplay Spaß, auch wenn das Drumherum einiges an Verbesserung braucht. Eine Basis auszukundschaften und den chirurgischen Zugriff bis ins Detail zu planen, erinnert mich fast ein wenig an das Sandbox-Mikromanagement in "Hitman". Es bringt Laune, meine Lieblingswaffe nach und nach bis auf Rang MK3 aufzuwerten. Und sogar die eigenartige Detektivspiel-Mechanik, mit der ich mich durch die Kampagne hangle, ist spaßig.

Leere Landschaft, lange Wege, Langeweile

Als weniger spaßig empfinde ich die langen Wege durch die auffallend leblose Spielwelt. Die Schnellreisepunkte sind oft weit voneinander entfernt und es ödet mich an, auf Rädern über Stock und Stein durch die Gegend zu gurken. Wenn möglich, überbrücke ich Entfernungen in "Ghost Recon Breakpoint" eilig per Helikopter. Das geht mir in anderen Open-World-Spielen nicht so: Ich habe es geliebt, die verwahrlosten Straßen in den "The Division"-Spielen oder die bunte bolivianische Landschaft in "Wildlands" zu erkunden.

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Zwei einsame Ziegen: Das Leben auf Auroa ist karg. Bild: © Screenshot TURN ON 2019

Auroa ist zwar nicht wirklich tot – hin und wieder streifen vereinzelte Tiere durch die Landschaft – aber die Welt erscheint künstlich und leblos. Menschen haben sich hier dem Anschein nach erst kürzlich angesiedelt, um fast ausschließlich sterile Fabrikanlagen zu errichten. Eine Zivilgesellschaft existiert hier, abgesehen von Wissenschaftlern oder Fabrikangestellten, nicht. Nur einige verlassene Holzhütten zeugen von Kultur. Die wenigen Siedler, auf deren Seite sich mein Charakter im Spiel schlägt, wirken wie Fremdkörper auf dem weitläufigen Archipel.

Auroa ist mehr Mondbasis als lebendige Insel

Sogar das überdrehte Open-World-Geballer "Just Cause" bietet mir ein Setting, das sich organischer anfühlt als die Tristesse von "Breakpoint". Das führt dazu, dass mir die Landschaft völlig austauschbar vorkommt. Abwechslungsreiche Topografie und Vegetation gibt es zwar. Aber leere Straßen, die nur von gegnerischen Patrouillenfahrzeugen befahren werden, keine Hinweise auf organische Zivilisation und kaum kultureller Hintergrund führen auf Dauer einfach zu Langeweile.

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Ein Gewaltmarsch steht an – mal wieder. Bild: © Screenshot TURN ON 2019

Leider fürchte ich, dass Ubisoft Paris dieses Gefühl der Leblosigkeit nicht einfach aus "Ghost Recon Breakpoint" herauspatchen kann. Vielleicht schaffen sie es immerhin, das Spiel im Kern so zu verbessern, dass der anfängliche Frust mit der Zeit verfliegt. Und wer weiß: Möglicherweise ist das Gameplay in ein paar Monaten so fesselnd, dass mir die Leere von Auroa gar nicht mehr auffällt.

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