Einige Smartphone-Nutzer wünschen sich das chinesische WhatsApp-Pendant WeChat auch auf Deutsch. Mit der Universal-App können Nutzer die verschiedensten Dinge tun, neben Nachrichten schreiben etwa auch bargeldlos zahlen. Aufschlussreich ist ebenso, was mit der App nicht möglich ist – und wozu die chinesische Regierung sie nutzt.
Das kann WeChat: Die App für alles
WeChat ist eine App für alles: Nachrichten schreiben, Essen bestellen, Handwerker-Rechnungen bezahlen, ein Taxi rufen und mehr ist damit möglich. Dank WeChat brauchen viele chinesische Nutzer keine Kredit- oder Bankkarten mehr. Sie müssen bald nicht einmal länger einen Personalausweis mit sich führen, denn eine elektronische Version davon lässt sich in WeChat unterbringen. Damit können sie unter anderem in Hotels einchecken und sie beim Sicherheitscheck an Flughäfen vorzeigen.
Die Universal-App ist so bequem wie verlockend. Die Nutzer können außerdem einen Arzttermin damit vereinbaren, ein Visum beantragen und virtuelle rote Umschläge mit echtem Geld an Freunde schicken. Wer möchte, darf sich die Updates und Erfolge von Freunden in Smartphone-Spielen wie "Honor of Kings" und "Clash of Clans" ansehen. Die Entwicklerstudios dieser Spiele gehören nämlich inzwischen Tencent, dem riesigen chinesischen Elektronikkonzern, der auch für WeChat verantwortlich ist.
Kritik an der Regierung unerwünscht
Vor allem eines können die Chinesen mit WeChat nicht tun: Die Regierung kritisieren. App-Entwickler Tencent arbeitet mit der herrschenden Kommunistischen Partei Chinas zusammen, darum darf die App auch den Personalausweis ersetzen. Neue Online-Regulierungen der Behörde Cyberspace Administration of China (CAC) machen die Administratoren von WeChat-Gruppenchats dafür verantwortlich, "kritische" Informationen zu zensieren, wie die International Federation of Journalists schreibt.
WeChat-Nachrichten landen regelmäßig in den Händen der Regierung, so wurde etwa der 24-jährige Yang Quingsong im September 2017 zu fünf Tagen Haft verurteilt, weil er in einer Nachricht in einer WeChat-Gruppe hinterfragte, ob die Polizei in einer regnerischen Nacht wirklich einen Drogentest durchgeführt hatte. Der 49-jährige Huang Shike wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er in WeChat Nachrichten über den Koran und islamische Zeremonien verbreitete. Diese sollen "normale religiöse Zeremonien" und die "soziale Ordnung" gestört haben. Ein Berufungsgericht beließ es später bei der "Störung der sozialen Ordnung".
Politische Zensur automatisiert
Politische Zensur wird in WeChat-Gruppenchats automatisch durchgeführt. Das hat die Forschergruppe Citizen Lab von der Universität von Toronto festgestellt. Bestimmte Schlüsselwörter und Keyword-Kombinationen wie "China + Festnahme + Menschenrechte + Verteidiger" werden in den Chats nicht dargestellt, ohne dass der Absender davon informiert wird. Auch bestimmte Bilder werden nicht angezeigt.
Regierungskritische Artikel löscht WeChat und Bezüge zur chinesischen Unterschicht sowie Berichte über ihre Probleme sind laut Quartz auch unerwünscht. Ebenso werden Hinweise auf den 4. Juni 1989, den Tag des Tian'anmen-Massakers, gelöscht. Wer auf WeChat Gerüchte, Informationen oder andere Inhalte verbreitet, welche die "soziale Ordnung stören", kann in China zu bis zu sieben Jahren Haft verurteilt werden, so AllTechAsia.
WeChat ist also ungemein vielseitig, bequem und nützlich, weshalb immer mehr Chinesen die App einsetzen. Sie ist außerdem das Ergebnis der Kooperation eines Privatunternehmens mit der kommunistischen Regierung – und ein Beispiel für den politischen Einsatz von Smartphones und Apps zur Verfolgung von Kritikern und Andersdenkenden.
Zusammenfassung
Das kann WeChat: Die App für alles
WeChat ersetzt zahlreiche andere Apps und dient unter anderem zum:
- Nachrichten schreiben
- bargeldlosen Zahlen
- Visum beantragen
- Arzttermin vereinbaren
- digitale Kopie des Personalausweises speichern
- und vieles mehr
Kritik an der Regierung unerwünscht
- App-Entwickler Tencent arbeitet mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammen
- WeChat-Nachrichten haben schon zur Inhaftierung von Nutzern wegen "Störung der sozialen Ordnung" geführt
Politische Zensur automatisiert
- WeChat führt in Gruppenchats automatisch politische Zensur durch
- Bestimmte Keywords- und Keywordkombinationen werden nicht angezeigt
- Politisch ungewollte Bilder werden gelöscht
- Regierungskritische Artikel werden entfernt
- Bezüge zu den Problemen der chinesischen Unterschicht werden zensiert
- Auch Bezüge zum Tian'anmen-Massaker verschwinden aus der App