Ist Dir klar, dass es unfassbare elf Jahre her ist, seit der letzte "Freitag der 13."-Film in den Kinos lief? Das liegt nicht daran, dass wir keinen Bock mehr hätten auf Jason Voorhees, den Killer mit der Hockeymaske. Sondern an einem hässlichen Streit um die Rechte. Worum es da geht und warum wir möglicherweise nie wieder einen neuen "Freitag der 13." bekommen, erklären wir Dir hier.
- Ist Jason endgültig tot?
- Miller vs. Cunningham
- Gericht gab Miller bereits Recht
- Die Zukunft: Ungewiss
Ist Jason endgültig tot?
2009 erschien das Remake vom ersten "Freitag der 13." Das hat sicherlich seine Fans, aber bis auf die wirklich sensationelle Oberweite von dieser einen Blondine da (ich bin zu faul, ihren Namen zu googeln), hat mir die zu glatte Neuauflage nicht viel gegeben. Und das ist deswegen doppelt schade, weil das bis heute der letzte Film der "Freitag der 13."-Reihe ist, seitdem ist das Slasher-Franchise so tot wie Mama Voorhees am Ende von Teil 1.
Der Grund: Seit Jahren liegen die beiden Haupt-Autoren von "Freitag der 13." in einem erbitterten Streit darüber, wer denn nun tatsächlich die Rechte an der Reihe hält. Im Grunde geht's um die Frage: Wem gehört Jason? Wir versuchen, diesen Clinch zu erklären.
Ein kurzes Wort zur Einordnung: Das amerikanische Copyright-System ist kompliziert. Wir können hier nicht auf jede Spitzfindigkeit im Paragrafen-Wust eingehen, sondern vereinfachen gegebenenfalls ein wenig. Okay. Bereit? Dann mal los.

Miller vs. Cunningham
Die beiden Dickköpfe, die sich um "Freitag der 13." streiten, sind der Drehbuchautor Victor Miller und der Regisseur und Produzent Sean S. Cunnigham. Miller hat das Skript zum allerersten "Freitag der 13." von 1980 geschrieben, ist also der klassische Autor des Films. Cunningham dagegen hat den Slasher produziert und Regie geführt. Der eine hat also den Film geschrieben, der andere hat ihn gedreht. Und ab jetzt wird es kompliziert.
Die Rechte an "Freitag der 13." lagen jahrelang bei Sean Cunninghams Firma Manny. Aus der ist die viel schöner benannte Firma Horror, Inc. hervorgegangen. Aber ob der Name nun Manny oder Horror, Inc. lautet: Der Regisseur und Produzent Sean Cunningham war lange Zeit der Besitzer der Marke "Freitag der 13." Das liegt daran, dass Cunninghams Firma den Skriptschreiber Miller als "Leih"-Autoren geführt hat, der alle Rechte automatisch an seinen Arbeitgeber abgetreten hat, als er sich von Manny für diesen Job anstellen ließ. Und das wird gleich noch extrem wichtig.
Nun gibt es im amerikanischen Urheberrecht von 1978 aber eine interessante Klausel. Die erlaubt es dem Autoren eines Werkes, die Rechte an seiner Arbeit nach 35 Jahren zurückzufordern. Diese Klausel wurde extra geschaffen, damit Autoren irgendwann auch ein bisschen Kohle sehen, wenn sie etwa die Rechte an einem kleinen, unbekannten Film abgetreten haben und nicht absehen konnten, dass dieser Film ein weltweiter Mega-Erfolg wird – und genau das war bei "Freitag der 13." der Fall.
Victor Miller, der Verfasser des Drehbuchs, will also einklagen, dass die Rechte an "Freitag der 13." zurück zu ihm wandern. Sein Gegner Sean Cunningham hält aber dagegen und sagt: Miller war damals als Schreiber angestellt, der eine Auftragsarbeit abgeliefert hat – denn die eigentliche Idee zu "Freitag der 13." habe er, Cunningham, gehabt. Und vor diesem Hintergrund stehe Miller gar nicht zu, das Urheberrecht einklagen zu wollen.

Gericht gab Miller bereits Recht
Im Oktober 2018 entschied ein US-Richter dann: Die Rechte an "Freitag der 13." gehören tatsächlich Victor Miller. Er sei damals kein Angestellter der Firma Manny gewesen und somit war das Skript zum Film keine Auftragsarbeit. Damit ist die Sache vom Tisch? Leider nein, denn auch nach dem Richterspruch bleibt die Sache kompliziert. Denn zum einen ging Sean Cunningham natürlich in Berufung. Und zum anderen taucht Hockeymasken-Killer Jason im ersten Film ja noch gar nicht auf.
Achtung, Spoiler für einen 40 Jahre alten Film: Im ersten "Freitag der 13." ist die Figur Jason Voorhees nur als missgebildeter kleiner Junge zu sehen – den "richtigen" Jason mit Maske und Machete gibt's erst seit dem dritten Teil. Und das ist deswegen so unglaublich wichtig, weil das bedeuten könnte, dass ein Gericht in nächster Instanz die Rechte einfach aufteilt. Zum Beispiel so: Victor Miller hat das Urheberrecht am ersten Film und am Titel "Freitag der 13." Sean Cunningham dagegen gehört das Konzept und das Design vom erwachsenen Jason Voorhees in allen Variationen.
Heißt im Klartext: Wenn das Gericht genau wie oben beschrieben entscheiden sollte, darf Victor Miller jederzeit einen neuen "Freitag der 13."-Film drehen (lassen), ihn auch so nennen – nur darf darin Jason nicht auftauchen. Sean Cunningham dagegen könnte mit Jason so viele Slasher drehen, wie er will – die dürfen dann aber nicht "Freitag der 13." heißen. Und dürfen keinen Bezug nehmen auf den Schauplatz Camp Crystal Lake und auf alles, was in Teil 1 passiert ist. Und kein Mensch will einen "Freitag der 13."-Film ohne Jason oder einen Film mit Jason, der kein "Freitag der 13." ist.
Du siehst: Es ist alles wahnsinnig verworren. Unter dem Rechte-Hickhack leiden übrigens auch Gamer, denn das Videospiel "Friday the 13th: The Game" darf seit 2018 keinerlei neue Inhalte oder Updates erhalten, die über rein technische Bugfixes und Ähnliches hinausgehen.

Die Zukunft: Ungewiss
Es liegt an der nächsthöheren gerichtlichen Instanz, die darüber entscheiden wird, wie es mit "Freitag der 13." weitergeht. Drei Dinge könnten eintreten: Entweder, die Rechte bleiben bei Miller. Oder sie gehen zurück an Cunningham. Oder das zweite Bezirksgericht schickt den Fall zurück zum ersten Bezirksgericht, wo der ganze Wahnsinn von vorne losgehen würde. Der bekannte Entertainment-Anwalt Larry Zerner, der selber im dritten "Freitag der 13."-Teil mitgespielt hat und den Fall seit Jahren beobachtet, tippt übrigens auf Variante eins – die Rechte bleiben bei Miller.
"Freitag der 13." ist (oder besser: war) eine unverschämt profitable Reihe, die Millionen wert ist. Und irgendwann wird ganz sicher jemand einen neuen Film drehen, wie auch immer der dann heißen mag. Aber diese Lizenz zum Gelddrucken wird Hollywood nicht lange ungenutzt vor sich hin schimmeln lassen. Vielleicht raufen sich ja auch die beiden Streithähne Victor Miller und Sean Cunningham wieder zusammen, weil sie einsehen, dass die Hälfte von viel Kohle immer noch mehr ist als keine Kohle.
Bis dahin können wir Jason-Fans nur abwarten, die alten Filme noch mal durchglotzen und uns über die uralte Frage streiten, welcher "Freitag der 13." denn nun der beste ist. (Es ist Teil 4)
