WhatsApp kostenlos: Was steckt wirklich dahinter?

WhatsApp soll ein Leben lang kostenlos bleiben.
WhatsApp soll ein Leben lang kostenlos bleiben. Bild: © YouTube/ TURN ON 2016

WhatsApp-Nutzer können den Dienst nun lebenslang kostenlos nutzen. Werbung soll es trotzdem keine geben. Eigentlich ein perfektes Angebot, das kaum jemand ablehnen kann. Doch was steckt wirklich hinter diesem Schritt?

WhatsApp ab sofort kostenlos - dauerhaft

Ist das nicht klasse? WhatsApp gibt es jetzt kostenlos – und das ein Leben lang. Wer das nicht glaubt, sollte einfach mal die App auf seinem Smartphone starten und unter "Einstellungen > Account > Zahlungsinfo" nachsehen. Wenn sich alles korrekt verhält und es keinen technischen Fehler gibt, findet sich hinter dem Eintrag "Läuft ab" dort der Hinweis "Lebenslang". Die jährliche Gebühr von 89 Cent, die bislang offiziell für den Messenger-Dienst fällig wurde, fällt damit weg – auch wenn viele Nutzer diese Zahlung ohnehin schon immer zu umgehen wussten.

Faktisch ist die Nutzung von WhatsApp damit gratis und das nach Aussage des Unternehmens auch dauerhaft. Ob das wirklich auf ewig so bleibt, ist in der schnelllebigen digitalen Welt natürlich fraglich. Das Unternehmen und sein Chef Jan Koum werden in Zukunft jedoch mit Sicherheit daran gemessen, ob sie dieses Versprechen einhalten.

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In den Zahlungsinfos findet sich der neue Eintrag "Lebenslang". Bild: © TURN ON 2016

Finanziert sich WhatsApp jetzt durch Werbung?

Doch wie will sich WhatsApp in Zukunft finanzieren? Immerhin hat der Messenger-Dienst weltweit mehr als 900 Millionen Nutzer, die täglich Milliarden von Nachrichten verschicken. Allein die Bereitstellung der Infrastruktur für dieses Nachrichten-Netzwerk verschlingt riesige Summen. Zudem will die App natürlich permanent weiterentwickelt werden, was ebenfalls nicht ganz günstig ist.

Kurzfristig kann sich WhatsApp dabei auf seinen Mutterkonzern Facebook verlassen. Das Unternehmen von Marc Zuckerberg hatte den Messenger 2014 übernommen und seither große Summen in die Weiterentwicklung des Dienstes investiert. Auch in naher Zukunft dürfte das so sein. Doch mittel- und langfristig soll WhatsApp natürlich Geld einbringen.

Zumindest über Werbung soll das jedoch nicht geschehen. Immer noch findet sich in den Zahlungsinfos der App der Hinweis "Warum wir keine Werbung zeigen". Auch Jan Koum selbst stellte klar, dass WhatsApp dauerhaft werbefrei bleiben wird. Banner oder Ähnliches sollen die Nutzer auch in Zukunft nicht zu sehen bekommen.

WhatsApp als Kommunikationstool für Unternehmen

Das Geschäftsmodell, das sich Facebook für WhatsApp überlegt hat, sieht vielmehr etwas anderes vor. Anstatt Werbung zu verkaufen, sollen Firmen den Messenger in Zukunft als neuen Kommunikationskanal nutzen können, um mit ihren Kunden in Kontakt zu treten – und dafür an WhatsApp zahlen. Denkbar wäre das zum Beispiel für einen Internetanbieter, der seine Kunden per App gezielt über geplante Wartungsarbeiten informieren könnte.

Auch der Versand von Newslettern über WhatsApp ist in diesem Rahmen möglich. Ähnliche Dienste bieten derzeit bereits Drittanbieter wie WhatsService oder Whappodo an. In Zukunft könnte WhatsApp diese Sparte einfach selbst bedienen. Pläne für diese Business-to-Consumer-Kommunikation gibt es bei Facebook übrigens bereits seit dem Frühjahr 2015.

Für die Nutzer selbst könnte das unter Umständen sogar Vorteile haben – nämlich dann, wenn durch den zusätzlichen Kommunikationskanal der Service für bestimmte Dienste tatsächlich besser wird. Aber natürlich birgt das Ganze auch Potenzial, um Werbung zu verkaufen. Wer bestimmt denn, wo der Service aufhört und wo die Werbung für das eigene Unternehmen beginnt?

Wer zahlt wirklich für WhatsApp und womit?

Noch ist nicht klar, wie genau das finale Konzept für WhatsApp aussehen soll und wie sich der Konzern an andere Unternehmen vermarkten wird. Nur eines ist klar: WhatsApp hat unzählige Nutzer und sammelt genügend Daten über diese. Das macht den Dienst auch für andere Unternehmen attraktiv, weil diese die Daten nutzen könnten, um ihren Kunden gezielte Services anzubieten.

Die Frage wird letztlich nur sein, wie sich das äußert und ob die User bereit sind, diese Schritte mitzugehen, im Austausch dafür, dass sie den Messenger dauerhaft gratis nutzen dürfen. Bezahlen müssen sie für WhatsApp aber trotzdem – nicht mit Geld, sondern mit Daten. Das Unternehmen verkauft diese Daten dann an andere Firmen weiter und bekommt dafür, was es vom Kunden nicht verlangt: bares Geld.

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