Wie im echten Leben: 8 Mockumentarys, die uns an der Nase herumführen

In einer Mockumentary wird auch der Abwasch in einer Vampir-WG zum Thema.
In einer Mockumentary wird auch der Abwasch in einer Vampir-WG zum Thema. Bild: © dpa 2018

Die Mockumentary wurde mit den Jahren zu einem "ernst zu nehmenden" eigenen Film- und Seriengenre. Schon das Mischwort, dass sich aus "to mock" (dt. verspotten) und "documentary" (dt. Dokumentarfilm) zusammensetzt, verrät, wo die Reise hingeht. Es handelt sich nämlich um eine Parodie auf echte Dokumentationen. Dabei können die Werke wie im Fall von "Fraktus" so real inszeniert werden, dass auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, dass es sich um reine Fiktion handelt. Acht besonders raffinierte und/oder amüsante Exemplare der Gattung haben wir hier für Dich zusammengestellt.

"Die Jungs von Spinal Tap" (1984)

Ein sehr frühes aber nicht weniger gelungenes Exemplar der Mockumentary ist die "Jungs von Spinal Tap". Darin wird die fiktive britische Heavy-Metal-Band Spinal Tap auf einer Tour durch die USA begleitet. Doch zwischen den alternden Bandmitgliedern kommt es wegen der Einmischung der Freundin des Sängers und anderer Zwischenfälle zum Bruch. Regisseur Rob Reiner ("Harry und Sally") nimmt das Showgeschäft mit seiner Mockumentary satirisch aufs Korn.

Echt jetzt? Dass "Die Jungs von Spinal Tap" aufs Publikum täuschend echt wirkte, bekam Reiner direkt mit. So wunderten sich die Zuschauer, dass Reiner eine Doku über eine so unbekannte Band machte, amüsierte er sich in einem Interview.

"Borat" (2006)

Manche lieben ihn, manche hassen ihn, doch der britische Komiker Sacha Baron Cohen lässt kaum jemanden kalt. Auf die Spitze trieb er seine politisch inkorrekten Witze in der Mockumentary "Borat". Hier verkörpert er den kasachischen Fernsehreporter Borat Sagdiyev, der im Auftrag seines Heimatlandes in die USA reist, um die Gebräuche der Weltmacht kennenzulernen. Doch wohin er auch kommt, eckt der Kasache mit seiner antisemitischen und frauenfeindlichen Einstellung an – und hält der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor.

Echt jetzt? Auf der Filmpremiere im Rahmen des Toronto Film Festivals erschien Cohen als Borat. Er ließ sich in einem Pferdewagen, der von Frauen gezogen wurde, kutschieren.

"Gnadenlos schön" (1999)

Der Schönheitskult, der nicht nur in den USA zelebriert wird, bietet sich ideal für eine Satire an. Im Gewand einer Mockumentary wird in "Gnadenlos schön" ein Schönheitswettbewerb im US-Städtchen Mount Rose begleitet. Die schärfsten Konkurrentinnen sind die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Amber (Kirsten Dunst) und die reiche Becky (Denise Richards). Und um zu siegen, gehen die Damen in dieser tief-schwarzen Comedy auch über Leichen.

Echt jetzt? "Man of Steel"-Star Amy Adams feierte in "Gnadenlos schön" als schlüpfrige Cheerleaderin Leslie ihr Filmdebüt.

"Fraktus  – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte" (2012)

Das Comeback der deutschen 1980er-Jahre-Band Fraktus hielt uns 2012 in Atem. Doch wieso hatte noch niemand von der einflussreichen Band gehört, die Musiker wie H.P. Baxxter von Scooter erst zum Musikmachen brachte und auch Jan Delay inspirierte? Weil die vermeintliche Dokumentation "Fraktus" nur erstunken und erlogen war. Hinter der Mockumentary steckte die Künstlergruppe Studio Braun, die zum Filmstart auch gleich ein Album der Techno-Vorreiter veröffentlichte.

Echt jetzt? Nicht nur die Erfindung von Techno wird Fraktus zugeschrieben, auch den Smiley, den Telekom-Jingle und Instrumente wie den elektrischen Dudelsack soll die Truppe erfunden haben, wie Die Welt schön zusammenfasst.

"5 Zimmer Küche Sarg" (2014)

Im neuen Jahrtausend wurden Vampire und andere Sagengestalten der Nacht romantisiert. Doch wie leben die mythischen Kreaturen im Alltag? Dieser Frage ging der neuseeländische Regisseur Taika Waititi ("Thor: Tag der Entscheidung") in seiner Horror-Comedy "5 Zimmer Küche Sarg" nach. Darin steht eine Vampir-WG im neuseeländischen Wellington im Mittelpunkt. Doch die Jahrhunderte alten Blutsauger Viago, Vladislav, Petyr und Deacon haben Probleme, sich an die Neuzeit anzupassen.

Echt jetzt? Jeder der Charaktere erinnert mehr oder weniger an klassische Filmvampire. Petyr an Nosferatu, Vladislav an Dracula und Deacon an Lestat aus "Interview mit einem Vampir".

"Popstar: Never Stop Never Stopping" (2016)

Dass Band-Dokumentationen offenbar die ideale Vorlage für Mockumentarys sind, beweist auch die US-Satire mit dem bewusst holprigen Titel "Popstar: Never Stop Never Stopping". "Brooklyn Nine-Nine"-Star Andy Samberg gibt hier als Conner Friel eine Art Justin-Timberlake-Verschnitt. Friel hat seinen Durchbruch mit der Boyband The Style Boyz und startet nach der Trennung auch als Solokünstler Conner4Real durch. Doch nach dem Flop seines zweiten Albums kann nur noch eine Bandreunion seine Karriere retten.

Echt jetzt? Die Lonely-Island-Produktion wartet mit einer Reihe von illustren Gaststars auf wie Usher, Justin Timberlake, Pink, Michael Bolton und Mariah Carey.

"I'm Still Here" (2010)

Der Reiz vieler Mockumentarys liegt darin, dass sie nicht immer auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind. Auf die Spitze wurde dieses Spiel mit "I'm Still Here" getrieben. Nach außen schien es, als habe Joaquin Phoenix 2008 tatsächlich dem Schauspiel den Rücken gekehrt, um als Rap-Musiker durchzustarten. Schauspielkollege Casey Affleck begleitete und filmte seinen damaligen Schwager auf diesem Weg und fing über ein Jahr hinweg peinliche Bühnenauftritte und Eskapaden mit Drogen und Prostituierten ein. Dass alles tatsächlich nur gespielt war, kam erst nach der Premiere des Filmes heraus. 

Echt jetzt? Phoenix blieb tatsächlich zwei Jahre in der Rolle seines Alter Egos. Sein Anliegen war es, einen Film zu schaffen, "der Berühmtheit und die Beziehung zwischen Medien und den Zuschauern und den Prominenten selbst erforschte", verriet er in der "The Late Show with David Letterman".

"Schorsch Aigner – Der Mann, der Franz Beckenbauer war" (2015)

Mit einer kleinen feinen Mockumentary-Perle aus Deutschland wollen wir unsere Liste abschließen. Komiker Olli Dittrich schlüpfte für eine Fernseh-Satire des WDR 2015 in die Rolle von Hans-Georg "Schorsch" Aigner, einem vermeintlichen Doppelgänger von Fußballlegende Franz Beckenbauer, der jahrelang als Double für den Kaiser agierte. Er will in den Ruhestand gehen und plaudert mit Unterstützung von viel Prominenz aus dem Nähkästchen.

Echt jetzt? Nur einer verstand offenbar keinen Spaß. Franz Beckenbauer wurde laut Tagesspiegel vergeblich um Mitwirkung an der Kurz-Mockumentary gebeten. Schade!

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