Windows 10 ist ein durchaus gelungenes Betriebssystem. Viel besser als vieles, was Microsoft vorher abgeliefert hat. Inzwischen aber versucht der Software-Riese Update-Verweigerer auszutricksen und will ihnen Windows 10 ungefragt aufzwingen. Das ist erstens unfair und zweitens völlig überflüssig.
In diesen Tagen dürften sich etliche Windows-Nutzer, die noch Windows 7 oder Windows 8.1 haben, schwer wundern: Denn beim Einschalten morgens startet nicht der gewohnte Desktop, sondern der Computer zeigt plötzlich den Update-Vorgang auf Windows 10 – ohne dass man das speziell in Auftrag gegeben hätte. Wer das neue Windows partout nicht will, wird das im Schnüffelverdacht stehende Betriebssystem zwar wieder los. Aber je nach Computer kann das Update locker 30 bis 60 Minuten dauern. Und sowohl das Entfernen wie auch das Stoppen der Daten-Schnüffeleien kosten wertvolle Zeit.

Windows 10 auf über 200 Millionen Computern
Ende des Jahres hatte Microsoft Grund zum Jubeln. Auf geschätzt 200 Millionen Computern weltweit haben die Nutzer mittlerweile Windows 10 installiert. Das neue Windows ist mit seinen vielfältigen Funktionen gut angekommen – trotz einiger Fehler zum Start. Das Ziel von einer Milliarde Systeme innerhalb von drei Jahren scheint also durchaus erreichbar zu sein – auch wenn sich das Tempo der Neuinstallationen in letzter Zeit etwas verlangsamt hat.
Offensichtlich deshalb macht Microsoft jetzt immer mehr Druck – und versucht Update-Muffel nun sogar auszutricksen. Denn inzwischen werden auch jene Computerbesitzer mit dem neuen Betriebssystem zwangsbeglückt, die das Update zwar reserviert haben, aber sich – warum auch immer – nicht dazu entschließen konnten, die nötigen Dateien herunterzuladen. Außerdem hat der Software-Riese die Eigenschaft des Windows-10-Updates von "optional" auf "empfohlen" geändert. Das führt dazu, dass Windows-Nutzer mit bestimmten Standard-Einstellungen jetzt automatisch Windows 10 verpasst bekommen.
Windows-Update: Statt "optional" jetzt "wichtig"
Wer in den Update-Einstellungen erstens angegeben hat, dass "Wichtige Updates" automatisch installiert werden sollen – was die von Microsoft empfohlene Methode darstellt – und außerdem das Häkchen bei "Empfohlene Updates auf die gleiche Weise wie wichtige Updates bereitstellen" gesetzt hat, der wird jetzt schnell zum Update-Opfer. Denn da Windows 10 zwar nicht "wichtig" aber eben auch nicht mehr nur "optional", sondern als "empfohlen" eingestuft wird, läuft die Installation eben irgendwann einfach automatisch ab. Von daher kann die Empfehlung nur lauten: das Häkchen rausnehmen! Sicher muss man im Verlauf noch einmal die Nutzungsbedingungen akzeptieren, aber den Update-Prozess einfach zu unterbrechen ist etwa dann nicht mehr möglich, wenn man bereits eine Reservierung vor dem Start des neuen Windows gemacht hatte.

Speziell bei diesen Usern drängelt Microsoft seit einiger Zeit erheblich, dass man doch bitteschön, wenn man denn schon reserviert hat, jetzt auch die zum Update nötigen Dateien herunterlädt. Es wird nämlich automatisch ein Termin in nur 5 Tagen vorgegeben, nach denen das Update dann eben installiert wird: Man kann diesen Vorgang nur noch über das Ändern des Datums abbrechen – und das ist ziemlich kompliziert. Wie das geht, hat Microsoft jetzt in einem Knowledgebase-Artikel beschrieben. Wer das Fenster mit dem Installationsdatum einfach schließt und sich nichts Schlimmes dabei denkt, der schaltet nach dem fünften Tag seinen Rechner an – und darf sich einigermaßen überrascht die nächsten 45 Minuten den Installationsbildschirm von Windows 10 ansehen. Und da gibt es während der Einrichtung kein Zurück mehr. Das geht überhaupt nur bis zu 30 Tage nach der Installation – und wird in diesem Ratgeber detailliert beschrieben.
Druck auf User statt Schnüffel-Beschränkungen
Und was soll das alles? Warum fängt Microsoft jetzt mit seinen Nervereien und Drängeleien an, macht Druck auf die User, nachdem alles mit Windows 10 so schön service- und kundenorientiert begonnen hatte? Dass etliche User das neue Windows wegen des Schnüffelns nicht wollen, sollte Microsoft dazu veranlassen, seine Daten-Sammelwut einzuschränken und nicht stattdessen eine Art Zwangsinstallation einzurichten. Dabei ist das absolut überflüssig, denn Windows 10 könnte auch mit seinen ja vorhandenen Qualitäten durchaus punkten – wenn da die Sache mit dem Datenschutz nicht wäre. In den Augen vieler Kritiker hatte sich der Konzern in den letzten Jahren durchaus gebessert. Das jetzt ist ein Rückschritt, aber eigentlich war auch nichts anderes zu erwarten, wenn man ehrlich sein will. Wahrscheinlich wird auch der schöne, schlanke und schnelle Edge-Browser wieder zu einer aufgeblähten lahmen Ente verschlimmbessert und man muss wieder herumtricksen um mehr Tempo herauszuholen. Wundern müsste man sich darüber jedenfalls nicht.