Ein Elektrokardiogramm direkt am Handgelenk aufzeichnen: Nicht weniger verspricht die Withings Move ECG und macht damit der Apple Watch Series 4 Konkurrenz. Ich habe mir die smarte Analoguhr umgeschnallt und ihre Features getestet.
- Optik & Design: Klassische Eleganz
- Funktionen: Ein Fitness-Tracker im analogen Schafspelz
- Eine Herzensangelegenheit: Die EKG-Funktion
- Messung innerhalb von 30 Sekunden
- Vorhofflimmern direkt am Handgelenk erkennen
- Ein Jahr Ruhe: Kein Aufladen
- Fazit: Dezenter Tracker mit speziellen Extras
Optik & Design: Klassische Eleganz
Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass die Withings Move ECG eine Fitnessuhr ist. Vielmehr sieht sie aus wie eine klassische Analoguhr. Auch der Hersteller bezeichnet sie als solche. Optisch ist sie deutlich an ihre Vorgänger Withings Activité Pop und Activité Stil angelehnt. Der Durchmesser des Uhrengehäuses ist mit 38 Millimetern nicht zierlich, aber auch an schmalen Handgelenken optisch ansprechend. Das Kunststoffglas scheint allerdings etwas kratzanfällig zu sein.
Das runde Ziffernblatt hat ein schlichtes Design und ist je nach Geschmack in Schwarz oder Weiß erhältlich. Schmale silberne Zeiger zeigen dezent die Zeit an – ganz analog eben. Innerhalb des Ziffernblatts gibt es rechtsbündig in der Mitte eine zweite, kleinere Anzeige mit gelbem Zeiger. Dieses Mini-Ziffernblatt gibt nicht die Zeit wider, sondern deckt eine Skala von 0 bis 100 ab. Sie zeigt an, wie viel Prozent Deines täglichen Schrittziels Du bereits erreicht hast. Wie hoch Du es setzt, ist Dir selber überlassen.
Ich habe für den Test ein Ziel von 5.000 Schritten in der App festgelegt. Zeigt der gelbe Zeiger auf 50 Prozent, habe ich also 2.500 Schritte absolviert – so dezent kann Schrittezählen sein. Auch bei der EKG-Messung kommt die kleine Anzeige zum Einsatz, doch dazu später mehr. Es gibt einen einzigen Bedienknopf an der rechten Seite. Er wird jedoch lediglich benötigt, um ein Workout oder das EKG zu starten.
Funktionen: Ein Fitness-Tracker im analogen Schafspelz
Doch auch wenn die Move ECG nicht so aussieht, hat sie die klassischen Fitness-Tracker-Funktionen an Bord. Nach der unkomplizierten Einrichtung zählt die Fitnessuhr Schritte und absolvierte Stockwerke (dank Höhenmesser) und erkennt automatisch Aktivitäten wie Gehen, Laufen und Radfahren. Das klappte während des Tests relativ zuverlässig. Nur ab und an wurde Radfahren nicht erkannt.
Bis zu einer Wassertiefe von 50 Metern hält die Uhr dicht, daher konnte ich den Tracker auch beim Schwimmen tragen. Das einstündige Schwimm-Workout, das ich extra für den Test eingelegt habe, hat der Move ECG jedoch leider nicht erkannt. Immerhin: Mit der Connected-GPS-Funktion ist ein genaueres Tracking des Trainings möglich – inklusive Distanz, Höhe und Tempo. Das Workout startest Du per Druck auf den Uhrenknopf an der rechten Seite.
Außerdem trackt das Wearable Deinen Schlaf. Er wird nach Schlafdauer, Schlaftiefe und Regelmäßigkeit bewertet. Daraus wird ein Schlafscore von 0 bis 100 abgeleitet. Nett ist die Smart-Wake-Funktion: Du kannst ein bestimmtes Zeitfenster eingeben, in dem Du aufwachen willst, und die Move ECG wählt die beste Zeit in Deinem Schlafzyklus, um Dich während dieses Zeitraums sanft durch Vibration zu wecken.
Die gesammelten Daten findest Du in der Withings Health-Mate-App. Auf dem Dashboard hast Du einen Überblick über die zurückgelegten Schritte, sonstige sportliche Aktivitäten des Tages und die Qualität Deines Schlafs. In der Timeline und der wöchentlichen Übersicht kannst Du Deine Entwicklung verfolgen.
Eine Herzensangelegenheit: Die EKG-Funktion
Die Besonderheit der Withings Move ECG ist ihre EKG-Funktion. Drei Elektroden machen das möglich, von denen zwei in das Uhrengehäuse integriert sind. Die Dritte ist in die Edelstahl-Lünette verbaut. Dank ihrer Hilfe kann die Fitnessuhr ein Elektrokardiogramm direkt am Handgelenk erstellen und das innerhalb von 30 Sekunden.
Im Unterschied zum EKG beim Arzt oder im Krankenhaus kommt bei der Fitnessuhr ein 1-Kanal-EKG zum Einsatz. Die Withings Move ECG misst die elektrische Aktivität des Herzens über den linken oder rechten Arm – je nachdem, an welchem Arm die Uhr sitzt. Das 1-Kanal-EKG ist zwar nicht so aussagekräftig wie das gängige 12-Kanal-EKG, kann aber Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern recht zuverlässig erkennen.
EKG ist die Abkürzung für Elektrokardiogramm. Es ist die grafische Darstellung der elektrischen Aktivitäten im Herzmuskel. Dem Zusammenziehen des Herzmuskels geht nämlich immer eine elektrische Erregung voraus. Diese wird mithilfe von EKG-Elektroden am Körper gemessen, verstärkt und aufgezeichnet.
Das aussagekräftigste EKG, das inzwischen zum Standard zählt, ist ein 12-Kanal-EKG, bei dem sechs Elektroden am Brustkorb und vier an den Extremitäten befestigt werden. Es gibt aber auch 6-Kanal-, 3-Kanal- und 1-Kanal-EKGs. Das EKG kann Rückschlüsse auf die Gesundheit und mögliche Herzerkrankungen geben.
Messung innerhalb von 30 Sekunden
Um ein EKG zu messen, drücke ich den Uhrenkopf an der rechten Seite der Uhr. Der gelbe Zeiger fährt flugs auf die 100. Nun schließe ich, wie von Withings vorgegeben, Daumen und Finger der anderen Hand sanft um die Lünette der Uhr. Durch Arme und Brust wird auf diese Weise ein geschlossener Stromkreis erzeugt. Nur unter dieser Voraussetzung ist ein EGK möglich.Dass das EKG startet, erkenne ich daran, dass der gelbe Zeiger sich langsam in Richtung der 0 auf der Skala bewegt.
Während der Messung ist es wichtig, sich nicht zu bewegen, nicht zu sprechen und sich möglichst zu entspannen. Als ich das EKG das erste Mal messe, kann ich jedoch nicht verhindern, dass ich etwas aufgeregt bin. Eine Vibration nach 30 Sekunden sagt mir, dass die Messung erfolgreich abgeschlossen wurde. Das Ergebnis wird direkt an die Health Mate App übertragen. Spannender ist der ganze Vorgang, wenn Du schon parallel die Smartphone-App offen hast. Dann kannst Du die Bewegung der EKG-Kurve live mitverfolgen.
In der App erfahre ich nun, dass alles im grünen Bereich ist. Ich habe offenbar einen normalen Sinusrhythmus. Das bedeutet, dass mein Herz regelmäßig schlägt. Die Werte finde ich künftig auf dem Dashboard. Im gleichen Zuge misst das Wearable übrigens auch die Herzfrequenz. Diese Funktion hat inzwischen auf zahlreichen Trackern und Smartwatches Einzug gehalten wie etwa der Fitbit Inspire HR und auch Withings Pulse HR. Bei der App der Move ECG fehlte mir jedoch die Einordnung der Werte.
Vorhofflimmern direkt am Handgelenk erkennen
Besonders sinnvoll ist die EKG-Funktion für Menschen, die häufig an Herzklopfen, Herzrasen oder Kurzatmigkeit leiden. Diese Symptome können Anzeichen für Vorhofflimmern sein. Und genau das kann die Move ECG erkennen. Sobald der Träger diese Symptome verspürt, sollte das EKG gestartet werden. Gibt es tatsächlich Auffälligkeiten beim EKG, bekommst Du eine Warnung. Es ist jedoch wichtig, festzuhalten, dass die Withings Move ECG kein Medizingerät ist.

Darauf weist der Hersteller auch ausdrücklich hin. Sie ist allerdings ein guter Schritt, um die Herz-Kreislauf-Gesundheit im Auge zu behalten. Das Ergebnis kann über die Health-Mate-App direkt als PDF an den Arzt weitergeleitet werden. Zum Arzt sollte es ohnehin gehen, wenn die Uhr Vorhofflimmern erkennt. Da die klassischen Symptome des Vorhofflimmerns oftmals nicht direkt beim Arztbesuch auftreten, ist die Move ECG und ihre Aufzeichnung eine sinnvolle Ergänzung der Patientenakte.
Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen. Symptome sind ein unregelmäßiger und/oder beschleunigter Herzschlag. Oftmals wird Vorhofflimmern gar nicht erkannt. Eine frühzeitige Erkennung der Herzrhythmusstörung ist jedoch wichtig, da sie unbehandelt Schlaganfälle auslösen und zu Herzinsuffizienz führen kann. Ursachen für Vorhofflimmern gibt es einige: darunter Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus), Herzerkrankungen sowie hohes Alter.
Für ein noch umfassenderes Gesundheits-Tracking ist über die Health-Mate-App auch eine Vernetzung mit weiteren Withings-Geräten möglich wie dem Blutdruckgerät BPM Core und der smarten Waage Body Cardio.
Ein Jahr Ruhe: Kein Aufladen

Viele Fitness-Tracker und Smartwatches müssen alle paar Tage aufgeladen werden. Für die Withings Move ECG gilt das nicht. Sie punktet mit einer beachtlichen Laufzeit: Die eingebaute Knopfzellenbatterie hält laut Hersteller bis zu 12 Monate durch. Der Nachteil: Wenn der Batteriewechsel fällig ist, muss ein professioneller Uhrmacher ran. Das ist aber meiner Meinung nach leicht zu verschmerzen, wenn man sich ein Jahr keine Sorgen ums Aufladen machen muss. Mit Smartphone, Tablet & Co. bin ich damit ohnehin ausreichend beschäftigt.
Fazit: Dezenter Tracker mit speziellen Extras
Die Withing Move ECG hat mich überzeugt. Da ich das Design von analogen Uhren bevorzuge, aber gerne die klassischen Fitness-Tracker-Funktionen haben möchte, ist die Move ECG genau das Richtige für mich. Spannend war es für mich, die EKG- Funktion unter die Lupe zu nehmen. Sie ist ohne Frage sinnvoll. Da ich allerdings nicht ganz in die Zielgruppe passe, habe ich die Messung ein paarmal vorgenommen, mir auch meine Eltern vorgeknöpft – alles im grünen Bereich – und dann nicht mehr genutzt. Für eine höhere Alters- bzw. Risikogruppe liegen die Vorzüge jedoch auf der Hand.
Eine echte Alternative zur Apple Watch Series 4, die ebenfalls eine EKG-Funktion besitzt, ist die Withings Move ECG allerdings dann doch nicht. Dafür fehlen ihr klassische Smartwatch-Funktionen wie Benachrichtigungen über Nachrichten, Anrufe und Co. Wer darauf gut verzichten kann, darf jedoch getrost zugreifen und spart auch beim Preis. Die Withings Move ECG ist seit dem dem 05. September 2019 im Handel erhältlich und kostet 129,95 Euro. Für einen dezenten Gesundheitsüberwacher ein guter Deal.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gut gefallen |
+ elegantes Design | - automatische Workout-Erkennung klappt nicht immer |
+ nicht als Fitness-Tracker erkennbar | - Ergebnis der Herzfrequenzmessung wird nicht erklärt |
+ EKG-Funktion | - keine Smartwatch-Funktionen |
+ günstiger als Apple Watch Series 4 | - Kunststoffglas ist kratzanfällig |