Noch ein weiterer Fitness-Tracker? Ja, genau. Der Withings Pulse HR hebt sich auf den ersten Blick wenig von den zahlreichen Konkurrenzprodukten von Fitbit, Garmin, Huawei & Co. ab. Ob es trotzdem einen Grund gibt, das Gesundheits-Gadget zu kaufen, wollte ich im Test herausfinden.
- Design: Dezent & komfortabel zu tragen
- Display & Bedienung: Kein richtiger Touchscreen
- Fitnessfunktionen: Mehr als Basic ist nicht drin
- Health Mate App: Timeline der täglichen Aktivität
- Akkulaufzeit: 20 Tage schlägt niemand
- Fazit: Einfacher Tracker mit Durchhaltevermögen
Withings ist wieder Withings. Nach einem kurzen Ausflug in Nokias Health-Sparte gehört das Unternehmen wieder den ursprünglichen Besitzern. An der Ausrichtung hat sich dadurch nichts geändert. Die Firma ist weiterhin auf smarte Gesundheits- und Fitness-Gadgets fokussiert. Neben den bekannten Uhren mit Fitnessfunktionen gibt es seit Ende 2018 auch einen Fitness-Tracker: den Withings Pulse HR. Ich habe mir das Modell für einen Test geschnappt und wollte wissen: Kann es gegen die Konkurrenz in Form von Fitbit Alta HR, Fitbit Charge 3, Garmin Vivosmart 4 oder dem Huawei Band 3 Pro bestehen?
Design: Dezent & komfortabel zu tragen
Der Withings Pulse HR gehört wohl zu den unauffälligsten Fitness-Trackern am Markt. Standardmäßig wird das Wearable mit einem schwarzen Silikonarmband ausgeliefert, das die an der Oberseite ebenfalls schwarze und bis 50 Meter wasserdichte Tracker-Einheit festhält. Die Unterseite, die auf der Haut aufliegt, sowie der einzige Bedienknopf an der rechten Seite, sind aus Edelstahl gefertigt. An ihrer dicksten Stelle ist das Tracker-Modul nur knapp über einen Zentimeter hoch.
Damit ist der Pulse HR wirklich angenehm zu tragen. Gefällig ist auch die Oberseite der Sensoreinheit mit ihrer Soft-Touch-Oberfläche, die allerdings etwas kratzanfällig zu sein scheint. Das Silikonarmband ist angenehm weich und meiner Meinung nach komfortabler als bei vielen anderen Trackern. Auch beim Tragen in der Nacht störte mich das Fitnessarmband nicht. Allerdings bin ich es auch gewohnt, mit einer Multisportuhr zu schlafen.
Schade ist jedoch, dass es das Armband nur in einer Universalgröße gibt – das gilt auch für die optional erhältlichen, farbigen Ersatzarmbänder. Das überstehende Stück Armband wird nämlich leider nur unzureichend von den beiden Ösen gehalten. Aus einer der beiden löste sich das Band im Test ständig.
Fazit Design: Der Withings Pulse HR ist unauffällig designt und fühlt sich hochwertig an.
Display & Bedienung: Kein richtiger Touchscreen
Genauso einfach wie der Look des Withings Pulse HR ist auch die Bedienung. Es gibt nur einen einzigen Knopf am Gehäuse, mit dem Du durch die verschiedenen Ansichten scrollst. Alternativ erledigt das auch ein Tap aufs Display. Um einen richtigen Touchscreen handelt es sich aber nicht. Das Antippen wird lediglich vom Beschleunigungssensor des Geräts erkannt. Weitere Aktionen lässt die Geste ebenfalls nicht zu. Um beispielsweise ein Workout manuell zu starten, musst Du den Knopf an der Seite gedrückt halten, dann die passende Sportart auswählen und anschließend noch einmal durch das Gedrückthalten starten.
Das OLED-Display enttäuscht auch darüber hinaus ein wenig. Da bietet die Konkurrenz zum Teil mehr für weniger Geld. Ein Farbdisplay wie beim Huawei Band 3 Pro gibt es bei Withings nicht und auch die Auflösung von 120 x 80 Pixeln geht lediglich in Ordnung. Schade ist aber vor allem, dass die tatsächliche Displayfläche nur etwa die Hälfte der Tracker-Oberseite einnimmt. Mit rund 0,66 Zoll fällt sie wirklich klein aus. Daher wird jeweils nur ein Messwert pro Seite angezeigt, was es umständlich macht, bei Workouts beispielsweise die Distanz, die Zeit und die Herzfrequenz gleichzeitig im Auge zu behalten.
Immerhin lässt sich das Display durch ein Drehen des Handgelenks aktivieren. Aber auch das funktioniert gerade bei Workouts nicht immer zuverlässig, da man ohnehin schon in Bewegung ist. Doch alle diese Kritikpunkte an der Anzeige des Withings Pulse HR haben offensichtlich einen guten Grund – wie Du weiter unten im Abschnitt "Akkulaufzeit" nachlesen kannst.
Fazit Display & Bedienung: Die Bedienung ist sehr einfach gehalten. Das Display fällt kleiner aus, als es müsste.
Fitnessfunktionen: Mehr als Basic ist nicht drin
Zur Zielgruppe von Fitness-Trackern zählen insbesondere Menschen, die sich im Alltag mehr bewegen, mehr Sport treiben und besser schlafen – also insgesamt gesünder leben – wollen. Das ist auch beim Withings Pulse HR so. Umfangreiche Trainingsanalysen sind zwar nicht möglich. Wohl aber der tägliche Blick auf die Gesundheit. Der Pulse HR zählt Schritte, schätzt Entfernungen und verbrannte Kalorien, misst in regelmäßigen Abständen den Puls, zeichnet fast 40 verschiedene Sportarten auf und teilt den Schlaf des Trägers in Leicht- und Tiefschlaf- sowie Wachphasen auf.
Die Trainingsaufzeichnung bleibt wie erwartet recht einfach. Neben der Dauer und einer Schätzung der verbrauchten Kalorien kannst Du Dir anschließend eine Herzfrequenzkurve in der App ansehen. Bei Sportarten wie Radfahren oder Laufen werden zusätzlich Distanz und Geschwindigkeit erfasst – wirklich genau aber nur, wenn Du den Pulse HR mit dem Smartphone verbindest und Connected GPS nutzt. Im Test hatte der Tracker bei einem HIIT-Training zudem Probleme, die Herzfrequenz zu erfassen und lieferte im Anschluss überhaupt keine Pulsdaten in der Auswertung.
Was die Genauigkeit der Sensoren angeht, gibt es nichts zu meckern. Die tagsüber gezählten Schritte lagen auf einem Niveau mit den Werten meines Garmin Forerunner 645 Music. Die Qualität der Herzfrequenzmessung ist mit der anderer optischer Sensoren vergleichbar. Nur die Häufigkeit der Messung im Alltag könnte meiner Meinung nach etwas höher sein. Bei den Schlafdaten nahmen sich das Withings-Modell und meine Laufuhr ebenfalls nicht viel. Eine sinnvolle Ergänzung für den Alltag könnte noch ein Altimeter sein, das die am Tag aufgestiegenen Stockwerke zählt. Das gehört bei Fitbit und Garmin schon zum Standard.
Fazit Fitnessfunktionen: Alle Basisfunktionen von Fitness-Trackern bietet auch der Withings Pulse HR. Die Messdaten sind unterschiedlich genau, GPS steht nur in Verbindung mit dem Smartphone zur Verfügung.
Health Mate App: Timeline der täglichen Aktivität
Zentrale Anlaufstelle für alle Fitness- und Gesundheitsdaten bleibt bei Withings die App Health Mate. Diese stellt die täglichen Aufzeichnungen in einer übersichtlichen Timeline zusammen. Beim Tipp auf ein Workout oder eine Messung gibt es jeweils mehr Informationen dazu. Hier findest Du auch heraus, ob der Tracker eine Aktivität vielleicht automatisch aufgezeichnet hat. Im Test hat das Wearable etwa meinen Mittagspausenspaziergang als "Gehen" erfasst.

Bei der Auswertung des Schlafs teilt Dir Withings zudem einen Schlaf-Indexwert zwischen 0 und 100 mit – je erholsamer die Nacht, desto höher der Wert. Über das Menü auf dieser Seite stellt die App nützliche Informationen zum Thema bereit und gibt Tipps.
Ähnlich ausgerichtet sind die sogenannten Programme innerhalb der Health-Mate-App, die Dir beim Erreichen eines bestimmten Ziels helfen sollen. Neben Fitnessprogrammen findest Du hier beispielsweise auch einen Sleep-Smarter-Plan. Positiv überrascht hat mich, dass ich für den Test sogar einen Schwangerschaftsmodus einschalten konnte und in regelmäßigen Abständen Tipps zum Verlauf der Schwangerschaft erhalten habe. Allerdings sind diese Angaben natürlich mit Vorsicht zu genießen. Laut App liegt meine bisherige Gewichtszunahme etwa über der Empfehlung – was laut Frauenärztin aber überhaupt nicht der Fall ist.
Die Health-Mate-App nutzt Du auch zum Anpassen der wenigen Einstellungsmöglichkeiten, die der Withings Pulse HR bietet. In der App kannst Du etwa einen einmaligen oder sich wiederholenden Wecker stellen, die Display-Helligkeit manuell anpassen, die Reihenfolge der auf dem Tracker angezeigten Messwerte oder die Auswahl der Sportarten verändern. Das Gerät selbst zeigt nämlich nur fünf Sportarten plus "Sonstiges" an.
Positiv hervorzuheben ist noch, dass sich die App mit Apple Health und Google Fit synchronisieren lässt. Wer außerdem Tagebuch über seine Ernährung führen will, kann die MyFitnessPal-App integrieren. Auch kannst Du die Daten weiterer Withings-Geräte, zum Beispiel einer smarten Waage, eines Schlaf-Trackers oder eines Blutdruckmessgeräts, an Health Mate übertragen. Für einige der vorgeschlagenen Programme sind weitere Withings-Geräte sogar Voraussetzung.
Fazit App: Health Mate ist übersichtlich aufgebaut und mit anderen Apps kompatibel. Einige Gesundheitsprogramme lassen sich jedoch nur mit weiteren Withings-Geräten vollends nutzen.
Akkulaufzeit: 20 Tage schlägt niemand
Dass der Withings Pulse HR ein eher einfach gehaltener Tracker mit simplem Display ist, hat einen gehörigen Vorteil: die Akkulaufzeit. Der Hersteller wirbt mit bis zu 20 Tagen bei durchschnittlicher Nutzung. Im reinen Trainingsmodus sind immerhin noch bis zu fünf Tage drin. Das schafft die Konkurrenz nicht. Mehr gibt es nur bei Modellen mit Knopfzelle. Das Durchhaltevermögen des 1.100-mAh-Akkus der Pulse HR ist ansonsten beispiellos. Nach sieben Testtagen mit mehreren aufgezeichneten Workouts war der Akkustand gerade einmal von 100 auf 65 Prozent gesunken.
Mehr sorgen solltest Du Dich eher um Deinen Smartphone-Akku, wenn Du die Geräte dauerhaft per Bluetooth miteinander verbunden hast. Das ist zum Beispiel für die Anzeige von Handy-Benachrichtigungen auf dem Fitness-Tracker notwendig. Da dies aber nicht mehr als eine Ticker-artige Vorschau ist, kann ich auch gut auf diese Funktion verzichten.
Das Aufladen des Withings Pulse HR erfolgt über eine mitgelieferte Ladestation und dauert – je nach Ausgangsstand – ein bis zwei Stunden. Aber allzu häufig musst Du den Tracker ja gar nicht erst ablegen.
Fazit Akkulaufzeit: Unschlagbar!
Fazit: Grundfeatures mit überragender Akkulaufzeit
Der Withings Pulse HR ist einer von vielen, vielen Fitness-Trackern und hebt sich von der Konkurrenz vor allem in einem Punkt ab: mit seiner hervorragenden Akkulaufzeit von bis zu 20 Tagen. Ansonsten präsentierte sich das Modell im Test eher unauffällig – mit dezentem Design und hohem Tragekomfort, aber auch wenigen außergewöhnlichen Features. Die Fitness- und Gesundheitsfunktionen sind eher einfach gehalten. Der Pulse HR richtet sich damit vor allem an Menschen und Gelegenheitssportler, die bewusster leben wollen.

Mit einem Preis von 129,95 Euro (UVP) positioniert sich das Withings-Wearable jedoch eher am oberen Ende der einfachen Fitness-Tracker. Wer weniger Wert auf Design und Akkulaufzeit legt, findet auch günstigere Modelle. Allerdings ist es wirklich bequem, sich rund zwei Wochen lang nicht ums Aufladen sorgen zu müssen. Dafür auf jeden Fall: Daumen hoch.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gut gefallen |
+ Akkulaufzeit von bis zu 20 Tagen | - sehr kleines Display ohne richtige Touchfunktion |
+ wasserdicht bis 50 ATM | - nur eine Armbandgröße |
+ dezentes Design | - Programme in der App teils nur mit weiteren Geräten nutzbar |
+ komfortabler Sitz | - Pulsmessung mitunter lückenhaft |
+ mit Apple Health & Google Fit kompatibel | - relativ hoher Preis |
Die Auswahl an Fitness-Trackern mit Herzfrequenzmessung ist riesig. Eines der beliebtesten Modelle ist sicher der auch von uns getestete Fitbit Alta HR. Neuer ist hingegen der noch günstigere Fitbit Inspire HR.
Willst Du wie beim Withings Pulse HR Connected GPS über das Smartphone nutzen, könnte der Fitbit Charge 3 etwas für Dich sein. Dieser wiederum ist durchaus vergleichbar mit dem Garmin Vivosmart 4.
Viele Funktionen zum günstigen Preis bietet aber auch das Huawei Band 3 Pro.