Die Zeit steht nicht still und so können wir uns schon in wenigen Tagen auf Staffel 2 von "Dark" freuen. Ich durfte mir die vier ersten Episoden der deutschen Mysteryserie bereits ansehen – und bin verwirrt bis begeistert.
- Zeitlinie 2020 – Ein Fremder kommt nach Winden
- Zeitlinie 1987 – Tiedemann ermittelt weiter
- Zeitlinie 1954 – Wo ist Helge?
- Zeitlinie 2053 – Gefangen in der Zukunft
- Zeitlinie 1921 – Der Strippenzieher
- Jonas allein gegen die Apokalypse
- Fazit
"Dark" zeigte 2017 endlich, dass auch deutsche Serien Weltformat haben können. Die Sci-Fi-Serie rund um die mysteriösen Ereignisse in der deutschen Kleinstadt Winden entfaltete nicht nur hierzulande eine echte Sogwirkung. Die Netflixproduktion gewann auch international Anerkennung und hält auf dem Bewertungsportal Rotten Tomatoes ein beachtliches Rating von 88 Prozent. Unter den Topkritiken sogar 100 Prozent.
Umso schlimmer, dass Staffel 1 mit einem fiesen Cliffhanger endete und wir anderthalb Jahre auf die Fortsetzung warten mussten. Eines vorweg: Staffel 2 ist mit seinen Zeitsprüngen und den daraus resultierenden unterschiedlichen Darstellern nicht weniger verwirrend als die Season zuvor. Deshalb rate ich jedem, der die Zeit hat, sich zumindest die letzten paar Folgen der vorherigen Staffel noch mal zu Gemüte zu führen. Ich hatte ständig Momente, in denen ich mich fragte, wer eine bestimmte Figur war und in welchem Verwandtschaftsverhältnis er oder sie zu den anderen Charakteren stand. Und es kommen weitere hinzu ...
Zeitlinie 2020 – Ein Fremder kommt nach Winden
Es sind sechs Monate seit den Geschehnissen in Staffel 1 vergangen. Die Bewohner von Winden versuchen, ihr altes Leben vor dem Verlust zahlreicher Angehöriger wieder aufzunehmen. Doch das fällt vor allem Familie Nielsen schwer. Mutter Katharina ist besessen davon, dem Geheimnis der Höhlen auf den Grund zu gehen, und damit vielleicht ihren Sohn Mikkel und ihren Ehemann Ulrich aufzuspüren. Was sie nicht ahnt: Mikkel ist im Jahr 1987 gestrandet, wo seine Mutter – hier im Teenageralter – ihn keines Blickes würdigt, und ihr Ehemann wird im Jahr 1954 gefangen gehalten.

Da die lokale Polizei unter Führung von Charlotte Doppler bei der Suche nach den Vermissten an ihre Grenzen stößt, wird eine Sonderkommission unter Leitung eines gewissen Herrn Clausen eingerichtet. Er rollt die Fälle erneut auf und befragt insbesondere Familie Tiedemann genauer. Doch er selbst scheint genauso viele Geheimnisse zu verbergen wie die Bewohner von Winden.
Zeitlinie 1987 – Tiedemann ermittelt weiter
Auch in der Vergangenheit stehen die Uhren nicht still. Mikkel hat nach wie vor Probleme, sich damit abzufinden, dass er nicht in seine Zeit zurückkehren kann. Und auch der inzwischen pensionierte Polizist Egon Tiedemann kommt nicht zur Ruhe. Langsam erahnt er einen Zusammenhang zwischen dem Fall der aufgefundenen toten Kinder, der ihn in den Jahren 1953/1954 beschäftigte, und dem Auftauchen von Mikkel im Jahr 1986. Und er fragt sich, was aus dem damaligen Hauptverdächtigen (Ulrich Nielsen) geworden ist, der seinen Namen nie offenbarte.

Seine Tochter Claudia, die neue Leiterin des Kernkraftwerks, beschäftigt sich derweil immer intensiver mit dem Thema Zeitreisen. Und muss dabei zusehen, wie sich ihre Tochter immer mehr von ihr entfremdet.
Zeitlinie 1954 – Wo ist Helge?
Im Jahr 1954 versucht Egon Tiedemann weiterhin erfolglos den inhaftierten Ulrich zum Sprechen zu bringen. Außerdem beschäftigt ihn das Verschwinden des Jungen Helge Doppler. Und auch privat hat der Ermittler mit Problemen zu kämpfen, denn seine Frau Doris vertieft ihre Beziehung zu Agnes Nielsen, die mehr über das Zeitreisen weiß, als bisher vermutet.

Zeitlinie 2053 – Gefangen in der Zukunft
Während seine Mutter nach seinem Verschwinden in der Gegenwart (2020) in eine tiefe Depression verfällt, muss Jonas in der Zukunft ums Überleben kämpfen. Das Kernkraftwerk ist zerstört, nahezu ganz Winden liegt in Schutt und Asche. Ein Großteil der Bewohner ist bei einer Apokalypse, die sich 2020 zutrug, gestorben.

Das Gebiet wird von einer Gruppe kontrolliert, die sich Sic Mundus Creatus Est nennt. Sie kontrolliert die sogenannte Todeszone. Ein unbefugtes Betreten wird mit dem Tod bestraft. Doch genau hierhin muss Jonas kommen, um wieder in seine Zeit zurückzugelangen und den Supergau zu verhindern.
Zeitlinie 1921 – Der Strippenzieher
Und es gibt eine weitere Zeitlinie, die sich in Staffel 2 auftut. Zusätzlich zum Jahr 2053, das weiter in die Zukunft reicht, geht es auch weiter zurück in die Vergangenheit ins Jahr 1921. Auch von hier aus operiert die Sic-Mundus-Creatus-Est-Gruppe unter Führung einer mysteriösen Figur, die optisch fast an den französischen Filmschurken Fantomas erinnert. Nur dass sein Gesicht nicht durch eine Maske, sondern durch Verbrennungen unkenntlich gemacht wurde.
Er ist der Strippenzieher hinter dem geheimnisvollen Noah, über den wir in den ersten Episoden von Staffel 2 einiges erfahren. Im Jahr 1921 ist Noah gleich in doppelter Ausführung zugegen: Zum einen als der mysteriöse Pfarrer, als der er sich in jeder Zeit ausgibt, und zum anderen als sein jugendliches Ich, das offenbar in dieser Zeit zu Hause ist und von seinem älteren Pendant geleitet wird.
Jonas allein gegen die Apokalypse
Allein die sehr grobe Zusammenfassung der einzelnen Zeitlinien – viel mehr darf ich dank strenger Netflix-Auflagen nicht verraten – vermittelt einen Eindruck von der Vielschichtigkeit von Staffel 2. Wer einmal blinzelt, verpasst Zusammenhänge, Bezüge und neu auftretende Beziehungen. Und das nicht nur über eine Zeitebene, sondern über inzwischen mehr als 120 Jahre hinweg.

Das Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Staffel zieht, ist Jonas' Versuch, die Apokalypse aufzuhalten, die schon in wenigen Tagen den Bewohnern von Winden in der (quasi) Echtzeit im Jahr 2020 droht. Gleichzeitig will die Sic-Mundus-Creatus-Est-Gruppe Jonas für ihre eigenen Zwecke einspannen. Welche das sind, verbleibt im Dunkeln.
Fazit: Die Reise ist das Ziel
Ich muss gestehen, dass ich gegenüber Staffel 2 skeptisch war. Zu gerne hätte ich die Rätsel der ersten Season direkt aufgelöst bekommen. So genial die Serie auch ist, es wird zunehmend schwerer, mit den Ereignissen Schritt zu halten. Die sich in immer mehr Zeitlinien zerfasernde Handlung bietet jedoch immer noch genug Suchtpotenzial, um einen bei der Stange zu halten. Doch für mich ist definitiv der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mir sage: Ich muss nicht alles verstehen, um es zu genießen.
Zeitreiseplots haben es so an sich, dass sie irgendwann nicht mehr logisch sind. Entweder man akzeptiert das und lässt sich darauf ein, oder man verzweifelt. Ich habe mich für Ersteres entschieden und bin gespannt, wie die Macher die Story auflösen werden. Eines ist jedoch klar: In Staffel 2 wird das nicht passieren. Die Geschichte ist auf drei Seasons ausgelegt, wie Netflix kürzlich in einem neuen Trailer verriet. Und die Qualität der jetzigen Folgen wird letztlich an der Auflösung gemessen werden.