Fitness-Tacker gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Die Mio Fuse von Medisana zählt dabei nicht gerade zu den geläufigsten Modellen. Zurecht? Oder wird das Wearable des deutschen Gesundheitsspezialisten mit optischem Pulssensor unterschätzt? Wir haben den Test gemacht.
Ein Fitness-Tracker für jeden Fitness-Typ
Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Fitnessarmband zuzulegen, findet sich in einem Dschungel aus unterschiedlichsten Modellen von Herstellern aus verschiedenen Branchen wieder. Vom spezialisierten Tracker-Hersteller über beliebte Sportmarken und große Elektronikkonzerne bis hin zu Navi- oder Druckerherstellern haben viele Firmen ein oder gleich mehrere Modelle im Programm.
Mit Medisana mischt auch ein Unternehmen aus der Gesundheitsbranche mit. Das hat sich für die Entwicklung des wichtigsten Mio Fuse-Sensors Unterstützung ins Haus geholt: Gemeinsam mit Philips hat Medisana einen optischen Herzfrequenzmesser mit zwei LED-Sensoren und einer elektrooptischen Linse entwickelt, der den Puls mit 97-prozentiger EKG-Genauigkeit messen soll. Der Fokus der Mio Fuse scheint damit klar.
Design: Kein Schmuckstück am Handgelenk
Auf dem Design liegt er jedenfalls nicht. Die Mio Fuse ist weder dezent noch besonders stylish. Auffallend, aber nicht modisch, ist das drei Zentimeter breite Armband aus softem Silikon, das in beiden Größenvarianten vorwiegend in Schwarz gehalten ist. Nur die Unterseite des Trackers hat eine andere Farbe spendiert bekommen: Türkis bei der kleinen Armbandgröße, Rot bei der größeren. Im Gegensatz zu Modellen wie dem Jawbone Up2 und dem Jawbone Up3, die seit Herbst 2015 in vielen verschiedenen Farben und Designs erhältlich sind, lässt sich mit der Mio Fuse kein modisches Statement setzen.
Komfort: Auffällig unauffällig
Obwohl der Fitness-Tracker vergleichsweise breit ist, sitzt er erstaunlich bequem am Handgelenk. Das liegt vor allem an dem Armband, das extrem weich ist. Aber auch die Tatsache, dass die Mio Fuse trotz ihrer Größe nur 40 Gramm auf die Waage bringt, dürfte zum Tragekomfort beitragen. Im Alltag ist das Wearable jedenfalls schnell vergessen und nachts kann es getrost abgelegt werden – Schlaf-Tracking zählt nämlich nicht zum Funktionsumfang des Modells.
Handling: Klassisch und einfach
Das Anlegen ist dank klassischem Uhrenverschluss ganz einfach. Sitzen sollte die Mio Fuse etwas über dem Handgelenkknochen, für Workouts, bei denen der Puls erfasst wird, schnallt man sie idealerweise ein wenig weiter oben um. Angst, den wasserdichten Fitness-Tracker beim Sport an Land oder im Wasser zu verlieren, muss man dank der zwei Verschlussdornen nicht haben.
Die Bedienung der Fuse erfolgt über drei touchempfindliche Flächen neben und oberhalb der LED-Anzeige. Berührt man den Tracker oben, zeigt er die Uhrzeit in klassisch roter Digitalschrift an. Mit den Flächen links und rechts lässt sich durch die verschiedenen Anzeigen scrollen. Ein Kinderspiel – und höchstens etwas nervig, wenn man die falsche Richtung erwischt.
Aktivitätstracking im Ganztags-Modus
Im Ganztagsmodus zeigt die Mio Fuse auf Fingertipp die Uhrzeit, den Fortschritt auf dem Weg zum Tagesziel, die zurückgelegte Distanz, die absolvierten Schritte und die verbrannten Kilokalorien an. Wer detailliertere Informationen wünscht, muss den Tracker mit der App Mio Go synchronisieren. Diese gibt es für Android und iOS. Beim Zählen der Schritte zeigte sich die Fuse im Test weniger großzügig als viele andere Modelle. Fitbit Charge HR und Fitbit Surge, aber auch Jawbone Up2 und Up3 neigen zum Beispiel eher dazu, ein paar Schritte hinzuzuschummeln. Vielleicht aus Motivationszwecken?
Sportlich unterwegs im Workout-Modus
Den Fokus legt Medisana aber weniger auf das alltägliche Aktivitätstracking. Das merkt man etwa daran, dass die Mio Fuse einige für Fitness-Tracker typische Funktionen vermissen lässt. So zählt eine Schlafüberwachung nicht zum Funktionsumfang. Dass Medisana eine etwas andere Zielgruppe erreichen will als der 08/15-Tracker, merkt man aber auch an der Entwicklungsarbeit, die in den optischen Herzfrequenzsensor gesteckt wurde. Dieser erreicht laut Hersteller bis zu 97-prozentige EKG-Genauigkeit und wird wahrscheinlich auch deshalb von anderen Marken in ihren Fitnessarmbändern eingesetzt.
Gestartet wird der Workout-Modus durch Gedrückthalten der Touch-Bedienfläche oberhalb der LED-Anzeige. Die Mio Fuse versucht daraufhin, den Puls zu finden. Das klappt in den meisten Fällen gut – hat der Tracker Schwierigkeiten dabei, liegt das in der Regel an der falschen Tragestelle oder einem verschmutzten Sensor. Ist der Puls gefunden, blinkt eine LED in der Farbe der aktuellen Herzfrequenzzone – von Blau über Grün, Gelb und Lila bis hin zu Rot. Die Bereiche, von wo bis wo eine Pulszone reichen soll, können individuell in der Mio Go-App festgelegt werden.
Durch erneutes kurzes Tippen auf das Feld kann dann ein beliebiges Workout gestartet und auf dieselbe Weise pausiert werden. Während der Trainings informiert die Mio Fuse über die Trainingszeit, die Uhrzeit, die Geschwindigkeit, die Rundenzeiten, die zurückgelegte Distanz, die absolvierten Schritte, den Kalorienverbrauch und natürlich die aktuelle Herzfrequenz. Diese kann per Tipp aufs Display als Wert angezeigt werden. Ein kurzer Blick auf das Armband reicht beim Laufen aber häufig schon aus. Dann man sieht anhand der farbig blinkenden LED sofort, in welcher Pulszone man gerade trainiert.
Ein Wechsel der Herzfrequenzzone wird auf Wunsch zudem durch eine leichte Vibration deutlich gemacht. Alternativ zum Training mit fünf Pulszonen lässt sich in der App auch eine Zielpulszone festlegen, in der man trainieren möchte. Dann vibriert das Armband nur beim Erreichen und Verlassen und blinkt in drei verschiedenen Farben.
Die Mio Fuse weiß allerdings nicht, was gerade trainiert wird. Das kann man hinterher in der App festlegen, um die Übersicht in der Liste zu wahren, in der alle Tagesziele und Workouts nach dem Synchronisieren einfach untereinander aufgelistet werden. Neben einer Vorauswahl aus 16 verschiedenen Sportarten kann man Weitere manuell eintippen. Ein Tipp auf das Training führt zur detaillierteren Auswertung inklusive des Pulsverlaufs. Viel mehr kann die App allerdings nicht. Der Sportler muss daher selbst wissen, was mit den Daten anzufangen ist.
Konnektivität: Offen für alles
Neben der Möglichkeit, das Smartphone mitzunehmen und zum Beispiel eine Fahrradtour via App auch per GPS mitzuloggen, zeigt sich Medisanas Mio Fuse sehr offen, was die Vernetzung mit den Geräten und Anwendungen anderer Hersteller angeht. Dank Bluetooth Smart und ANT+ verbindet sich das Pulsarmband nicht nur mit dem eigenen iOS- oder Android-Smartphone, sondern auch mit GPS-Laufuhren, Fahrradcomputern oder sogar Action-Cams wie der TomTom Bandit. Die Pulsdaten beim Training werden zudem auf Wunsch an beliebte Fitness-Apps wie Runtastic, MapMyFitness, MapMyRun, Strava oder Endomondo übertragen. Vorbildlich, Medisana.
Akkulaufzeit: Vorbildliches Durchhaltevermögen
Fitness-Tracker mit einer kontinuierlichen Pulsmessung haben in der Regel einen großen Schwachpunkt: die Akkulaufzeit. Sind die optischen Sensoren 24/7 am Werk, saugt das natürlich kräftig am Energiespeicher. Da die Mio Fuse aber nur im Workout-Modus den Puls misst, schafft sie es auch auf eine ordentliche Akkulaufzeit. Mit täglicher Erfassung einer Sporteinheit hielt sie im Test immer noch deutlich über eine Woche durch. Im Schnitt muss sie alle zehn Tage für eine bis zwei Stunden an das mitgelieferte Ladedock. Sollte jemand den Workout-Modus allerdings dauerhaft aktiviert lassen, geht ihr nach etwa acht bis zehn Stunden die Puste aus.
Fazit: Nichts für Anfänger
Die Mio Fuse ist kein gewöhnlicher Fitness-Tracker. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern fokussiert sich Medisana auf das genaue Erfassen und Messen. Das Auswerten der Daten liegt dann in der Verantwortung des Armbandträgers. Das Modell ist daher weniger als Fitness-Tracker mit Pulsmessung, sondern eher als präziser Herzfrequenzmesser mit zusätzlichen Fitness-Tracker-Funktionen zu vestehen.
Aus diesem Grund bietet sich die Medisana Mio Fuse weniger für Anfänger an, die eine Motivationshilfe für den Alltag suchen. Die zum Tracker gehörige App informiert lediglich, berät aber nicht. Für Sportler ist das Modell jedoch eine sehr gute Alternative zum Pulsgurt, der nicht jedem Läufer oder Radfahrer zusagt. Wer über das Training in bestimmten Herzfrequenzzonen neue Erfolge erzielen will, ist mit der Mio Fuse für 159,95 Euro (UVP) gut beraten.