Der Game-Boy-Klassiker "The Legend of Zelda: Link's Awakening" ist wieder da – als farbenfrohes Remake in Spielzeug-Optik. Beim Anspielen der Neuauflage zeigt sich: Das über 25 Jahre alte Game überzeugt auch heute noch, weil die Entwickler es an den richtigen Stellen modernisiert haben.
- Der richtige Artstyle für das richtige Spiel
- Klassiker-Soundtrack in neuen Arrangements
- Nostalgie trifft moderne Selbstverständlichkeiten
- Anspiel-Fazit: Eine schlüssige Neuinterpretation
Man möchte wirklich nicht in der Haut des Verantwortlichen bei Nintendo stecken, der den Artstyle des "Link's Awakening"-Remakes festzurren musste. Die Aufgabe, aus der verpixelten Grafik des Originals ein modern aussehendes Spiel zu machen, ist denkbar undankbar: Im Grunde lässt sich ALLES in die detailarmen Game-Boy-Texturen hineinlesen und natürlich gab es sofort nach der Ankündigung der Neuauflage Beschwerden von Fans, die der kindlichen Optik wenig abgewinnen konnten.
Nun ist es immer schwierig zu sagen, wie viele Beschwerden es tatsächlich gibt und inwieweit sie einfach nur lauter erschallen als die vielen zufriedenen Fans. Mindestens seit "Wind Waker" hat die "Zelda"-Reihe ja auch eine gewisse Historie mit umstrittenen Design-Entscheidungen. Gerade "Wind Waker" wurde aber bekanntlich zum heiß geliebten Klassiker, nachdem die Aufregung um die Cel-Shading-Grafik abgeklungen war.

Auch beim "Link's Awakening"-Remake ist es möglicherweise genau der richtige Instinkt gewesen, auf Verspieltheit zu setzen. Was wäre die Alternative? Grimmiger Realismus á la "Twilight Princess"? Würde in der 2D-Draufsicht schwerlich funktionieren – und die kann man bei einem Nostalgie-Klassiker dieses Kalibers wohl kaum opfern. Einfach ein paar homöopathische Anpassungen mit höherer Auflösung und vielleicht etwas mehr Farbe als im Schwarz-Weiß-Original? Das würde den Machern wohl schnell als Faulheit ausgelegt – eine kolorierte "DX"-Fassung des Spiels gibt es ja schon längst.
Der richtige Artstyle für das richtige Spiel
Stattdessen orientiert sich das Remake mit seiner Plastik-Optik an kindlichen Nintendo-Spielen wie "Yoshi's Crafted World" oder "Kirby". Unbestreitbarer Vorteil: Es erreicht aus dem Stand enormen Wiedererkennungswert. Und tatsächlich passt die Grafik auch ganz gut zur traumhaften Atmosphäre und zur leicht surrealen, ja sogar ein wenig albernen Handlung:
Ein jugendlicher Link erleidet Schiffbruch und findet sich auf einer malerischen Insel wieder, wo er den legendären Windfisch mit der Hilfe von acht gesammelten Musikinstrumenten aus seinem Schlummer wecken soll. Mal ehrlich: Diese Story ist schon so schräg und wunderlich, dass sie eine knuffige Optik ziemlich gut verträgt.

Das zumindest war mein Eindruck beim Anspielen der E3-Demo, die Nintendo im Frankfurter Firmensitz für Vertreter der Presse noch einmal hervorgeholte hat. Das "Link's Awakening"-Remake erscheint auf passende Art und Weise genau so verspielt und niedlich wie nötig – und es bringt noch einige weitere Qualitäten mit.
Klassiker-Soundtrack in neuen Arrangements
Eine besonders wichtige: der Soundtrack. Die Chiptune-Melodien des Originals wurden komplett durch Arrangements mit echten Instrumenten ersetzt. Statt ein dickes Sinfonie-Orchester aufzufahren, bleibt das Remake aber auch hier dem kleinen Format treu, setzt auf trillernde Flöten und andere Holzblasinstrumente sowie Kammermusik-Streicher und vereinzelten Gesang – etwa bei der wunderschönen "Ballade des Windfischs". Die optische Verspieltheit kommt so auch akustisch perfekt durch und ich weiß jetzt schon, dass ich mir diesen Soundtrack selbst ohne dabei zu spielen dutzende Male anhören werde.
Nostalgie trifft moderne Selbstverständlichkeiten
Und was hat sich nun beim Gameplay getan? Nicht viel – zumindest oberflächlich betrachtet. Die Entwickler haben das Kunststück vollbracht, ein gutes Vierteljahrhundert Videospiel-Geschichte aufzuholen, ohne dass es groß auffällt. Ich habe den Anfang des Remakes bis zum ersten großen Dungeon spielen können und mich zu jedem Zeitpunkt wie in einem modernen Game gefühlt. Das 16:9-Bildformat, einen mitscrollenden Bildschirm und die Möglichkeit, Link auch diagonal laufen zu lassen, gab es 1993 halt noch nicht. Dass die Features jetzt selbstverständlich dabei sind, macht die Neuauflage aber ohne Zweifel zu einem besseren, zeitgemäßeren Spiel.

Keine großen Änderungen – abgesehen natürlich von der neuen Grafik – gibt's beim Leveldesign. Hier ist "Link's Awakening" absolut vorlagengetreu umgesetzt. Wer mag, kann alte Game-Boy-Screenshots neben die neuen Szenen legen und jedes einzelne Element an der richtigen Stelle wiedererkennen. Hier spielt das Remake die Nostalgie-Karte voll aus und hier ist auch einfach die richtige Stelle dafür.
Anspiel-Fazit: Eine schlüssige Neuinterpretation
Gute Remakes und Remasters schaffen es, ein Spiel Jahre nach der Veröffentlichung wieder so aussehen zu lassen, wie man das Original in Erinnerung hat – was meist vor allem bedeutet, dass Auflösung und zentrale Features an moderne Seh- und Spielgewohnheiten angepasst werden.

"Link's Awakening" geht einen etwas anderen Weg und bietet eher eine umfassende Neuinterpretation, die sich vom Original optisch ziemlich unterscheidet, aber denselben Charme versprüht. Meiner Meinung nach ist das genau die richtige Strategie – "Zelda"-Fans haben allen Grund, sich auf den Herbst 2019 zu freuen.