"Der Dunkle Turm" mit seinen acht (!) Büchern ist das zentrale Meisterwerk von Kultautor Stephen King. In unserer Filmkritik liest Du, ob die lange für unmöglich gehaltene Filmadaption die hohen Erwartungen der Fans erfüllen kann.
Von Marvin Mügge
Wenn Träume real werden: Die Story
Der 11-jährige Jake Chambers (Tom Taylor) wird von Albträumen geplagt. Immer wieder erscheinen dem einzelgängerischen Jungen des Nachts ein mysteriöser Mann in Schwarz (Matthew McConaughey) und ein Revolvermann (Idris Elba), die um das Schicksal eines geheimnisvollen dunklen Turms in den Wolken kämpfen. Doch die Träume sind merkwürdig real – Jake ist überzeugt davon, dass die Welt, die er in seinen Träumen sieht, wirklich existiert.
Seine Mutter und sein Stiefvater sorgen sich um den Jungen und wollen ihn in eine psychiatrische Einrichtung für Jugendliche schicken. Doch als er abgeholt werden soll, wird ihm schnell klar, dass er nicht verrückt ist – er erkennt die Gehilfen des Mannes in Schwarz wieder. Er fasst einen Entschluss, der sein Leben für immer verändern soll ...
Der unmögliche Film: "Der Dunkle Turm"-Verfilmung kursiert seit einer Dekade
Zehn Jahre lang versuchte Hollywood vergeblich, aus Stephen Kings epischer Fantasy-Saga "Der Dunkle Turm" einen leinwandtauglichen Film zu machen. Die acht Romane und damit sagenhafte 4.250 Seiten in einen Spielfilm zu verwandeln, schien lange Zeit unmöglich. Ursrpünglich hatte King die Filmrechte an seinem "Opus magnum" für symbolische 19 US-Dollar an J. J. Abrams verkauft. Doch selbst für den ambitionierten "Star Wars: Episode 7"-Regisseur, der eigentlich vor keinem Stoff Angst hat, war die Erwartungshaltung der Fangemeinde zu viel.
Der darauffolgende Versuch von Universal Studios, den so lang ersehnten Film zu produzieren, scheiterte kolossal. 2015 übernahm Sony Pictures schließlich das Projekt und engagierte den dänischen Regisseur und Drehbuchautor Nikolaj Arcel, der bereits die "Millennium"-Trilogie erfolgreich adaptiert hatte.
4.250 Seiten in 94 Minuten?
Dass "Der Dunkle Turm" es nun tatsächlich ins Kino geschafft hat, ist also so etwas wie ein kleines Wunder. Nikolaj Arcel und seine immerhin drei Co-Autoren haben sich dabei von der unlösbaren Aufgabe verabschiedet, eine echte Adaption abzuliefern.
Was wir nun auf der Leinwand sehen dürfen, ist ein Film, der von Kings Meisterwerk inspiriert ist und nur noch entfernt mit den Romanen zu tun hat. Während zum Beispiel in den Büchern Revolvermann Roland die Hauptfigur ist, spielt nun der kleine Jake Chambers die zentrale Rolle. Die riesige Fantasywelt epischen Ausmaßes, die King in seinen Büchern erschaffen hat, lässt sich nur noch im Ansatz erahnen. Wenn man aus 4.250 Seiten einen 94-minütigen Film machen muss, ist das nachvollziehbar – und ein Kniff, der durchaus funktioniert.
"Der Dunkle Turm" geht auf Nummer Sicher und bietet solide Fantasy-Action. Leider geht dabei aber auch so viel von der ursprünglichen Magie verloren, dass eingefleischte Fans eher enttäuscht sein werden. Zentrale Elemente wie etwa "Blaine, der Mono" mit seinen fantastischen Rätseln fehlen zum Beispiel komplett.
Starke Besetzung mit einem Matthew McConaughey in Höchstform
Immerhin eines ist allerdings wirklich gut gelungen: Matthew McConaughey liefert als "Der Mann in Schwarz" eine mehr als überzeugende Performance ab. Die Rolle des übermächtigen Zauberers und Bösewichts bereitet dem Oscarpreisträger sichtlich Freude und ist ganz sicher die Hauptattraktion des Films.
Idris Elba ist bemüht, die innerliche Zerbrochenheit des Revolvermanns auf die Leinwand zu transportieren. Leider fehlt seiner Figur wegen der drastischen Kürzung etwas die Möglichkeit einer plausiblen Entwicklung. Zu wenig wird klar, wie sehr Rolands Schicksal mit dem Dunklen Turm verwoben ist. Und auch seine Beziehung zu Jake, die sich in den Büchern über lange Zeit aufbaut, wirkt wenig nachvollziehbar. Das Resultat ist eine zusammenhangslose Theatralik, die stellenweise gar in Kitsch abgleitet.
Hier hätte die eine oder andere Minute mehr (oder sogar ein zweiter und dritter Teil) dem Film sicherlich gut getan, um einen glaubwürdigeren Plot abzuliefern. So bleibt "Der Dunkle Turm" leider weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und liefert zwar durchaus kurzweiliges, aber wenig erinnerungswürdiges Entertainment.
"Der Dunkle Turm": Fazit
"Der Dunkle Turm" galt lange als unverfilmbar. Regisseur Nikolaj Arcel hat nun das Unmögliche geschafft – leider auf Kosten des anspruchsvollen Stoffes. Fans der Romanvorlage werden mit diesem Ergebnis eher nicht zufrieden sein. Alle anderen können sich über einen grandiosen Matthew McConaughey als "Mann in Schwarz" und solides Popcorn-Kino freuen.
TURN ON-Wertung: 2,5/5