Fahrer? Wird es bald nicht mehr geben. Ständig werden Technologien entwickelt, die das autonome Fahren greifbarer machen. Doch was ist schon heute möglich, und welcher Hersteller gewinnt das Rennen um das erste vollautomatische Future-Mobil?
Ob Daimler, Audi, BMW, Mercedes oder Toyota, sie alle wollen den Durchbruch schaffen und investieren jedes Jahr Milliarden in die Entwicklung von Software und Technik. Doch es ist nicht nur ein Wettlauf zwischen den großen Automobilherstellern. Auch Tech-Riesen wie Google (mit der Schwesterfirma Waymo), Apple und Tesla begeben sich auf Überholspur in Richtung "autonomes Fahren". Die Automobilbranche steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte.
Was kommt auf uns zu?
Mit Sensoren, Radar, Videokameras, Ultraschall und Infrarot ausgestattet, sollen die Autos der Zukunft in der Lage sein, ihre Umgebung zu scannen, sich zu orientieren und eigenständig fortzubewegen. Für uns bedeutet das: Stress am Steuer war gestern. Bald können wir uns einfach zurücklehnen, lesen, im Internet surfen und uns bequem chauffieren lassen. Autonomes Fahren verspricht also mehr Komfort und soll gleichzeitig sicherer sein.
Die meisten Verkehrsunfälle werden durch menschliche Unachtsamkeit oder Fehlverhalten verursacht. Überlässt man das Fahren der Technik, fällt also der Risikofaktor Mensch weg. Zudem soll die automatisierte Geschwindigkeitsregelung den Verkehrsfluss optimieren. Sprich: Autonomes Fahren vermindert Staus und führt zu einem geringeren CO2 -Ausstoß. Autoreisen sollen in Zukunft sicherer, effizienter und dazu umweltschonender sein.
Einerseits. Doch wo ist der Haken?
Autonomes Fahren bleibt vorerst Zukunftsmusik. Damit vollständig autonom fahrende Autos sicher unterwegs sein können, muss der komplette Straßenverkehr digitalisiert werden. Die Fahrzeuge müssen sich nicht nur untereinander einheitlich verständigen und warnen können. Sie müssen auch in der Lage sein, mit ihrem Umfeld, etwa mit Ampeln, zu kommunizieren. Damit sich die Software allen Eventualitäten anpassen kann, gilt es, sehr viele unterschiedliche Verkehrssituationen zu simulieren.
Die Assistenzsysteme müssen hundertprozentig zuverlässig sein, um allen Verkehrsteilnehmern Sicherheit zu garantieren. Doch kann Hundertprozentigkeit jemals erreicht werden? Zudem stellt der Schutz vor Cyberkriminalität die Entwickler vor Herausforderungen: Die Systeme vernetzter Autos sind angreifbar für Hacker. Eine Manipulation oder Fernsteuerung von Lenkung, Bremse oder Gas könnten fatale Folgen haben. Hinzu kommen ethische und rechtliche Fragen: Wem gehören die Daten, die das autonom fahrende Auto im Millisekunden-Takt sammelt?
2030 soll es so weit sein
Das ambitionierte Ziel lautet, dass wir uns spätestens 2030 ins selbstfahrende Auto setzen können. Doch das geht nicht ohne künstliche Intelligenz. Entwickler tüfteln auf Hochtouren an einem Maschinengehirn und setzen dabei zunehmend auf Kooperationen. Daimler arbeitet mit dem Technikkonzern Bosch zusammen. Gemeinsam wollen sie zu Beginn des kommenden Jahrzehnts freihändiges Fahren möglich machen. Bei ihrer Projektarbeit spielt vor allem das Thema Carsharing eine große Rolle. Die Idee: Nutzer sollen sich bequem per Smartphone ein Carsharing-Auto oder Robotertaxi ordern können.
Audi kooperiert mit dem Computer- und Chiphersteller Nvidia. Die Zukunft lässt grüßen: Der neue Audi A8 ist bereits teilautonom unterwegs, Fahrer können jetzt schon zeitweise die Verantwortung an das Auto abgeben. BMW setzt auf die Allianz mit Continental, Intel und dem Kameraspezialisten Mobileye. In den kommenden Monaten testen sie gemeinsam 40 autonom fahrende Autos auf speziellen Strecken in den USA und Europa. Bis 2021 sollen die Fahrzeuge schon vollkommen autonom fahren können.
Auch Apple und Waymo scheinen die Aufgabe um das autonome Fahren nicht allein stemmen zu wollen. Nach rund drei Jahren auf den Straßen Kaliforniens mustert Waymo nun seine eigenen Roboterwagen aus und plant, die entwickelte Technologie in Fahrzeuge anderer Hersteller zu integrieren. Waymo kooperiert dabei mit dem Autovermieter Avis und hat zu Testzwecken bereits 600 Fahrzeuge bestellt. Wem der große Durchbruch gelingen wird, bleibt abzuwarten. Das Rennen um die Vorherrschaft der künstlichen Intelligenz auf den Straßen ist eröffnet.
Autonomes Fahren ist nicht gleich autonomes Fahren. Genau genommen gibt es fünf Stufen, von denen wir momentan erst die zweite erreicht haben.
LEVEL I – Assistiertes Fahren: Es gibt Systeme, wie Spurhalte-Warner oder Berg-Anfahrhilfe, die den Fahrer unterstützen. Der Mensch muss das Lenkrad jedoch stets in der Hand halten.
LEVEL II – Teilautomatisierte Systeme: Hier übernimmt das Auto einzelne Aufgaben. Auf diesem Level befinden sich die meisten Hersteller aktuell. Der Pkw kann in bestimmten Situationen schon autonom geradeaus fahren, der Spur folgen, den Abstand regeln oder automatisch einparken.
LEVEL III – Hochautomatisiertes Fahren: Auf diesem Level übernehmen die Systeme das Autofahren beinahe komplett. Hier muss der Fahrer zwar jederzeit eingreifen können, darf sich aber während der Fahrt auch anderen Dingen zuwenden. Testfahrzeuge mit diesen Systemen sind schon weltweit unterwegs.
LEVEL IV – Voll automatisiertes Fahren: Das Auto bewegt sich die meiste Zeit selbstständig. Nur wenn eine Situation für das System nicht zu bewältigen ist, greift der Fahrer ein.
LEVEL V – Autonomes Fahren: Ab diesem Punkt wird der Mensch im Prinzip überflüssig. Die Autos sind autonom auf den Straßen unterwegs und brauchen lediglich eine Zieleingabe und Freigabe zum Start. Lenkrad und andere Bedienungselemente werden überflüssig. Damit wird auch die Option des menschlichen Eingreifens obsolet.
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