Mit dem Galaxy S10 hat Samsung den Ultraschall-Fingerabdrucksensor unter dem Handydisplay eingeführt. Der Hightech-Scanner mit Sonartechnik ist viel sicherer als das optische Modell, wie ihn etwa das OnePlus 6T bietet. Allerdings brauchen wir im Grunde gar keine Fingerabdruckscanner im Display – egal, welcher Art.
- Das heiße Eisen: Stecken die Scanner im Display – oder darunter?
- Optische Fingerabdruckscanner: Lästig und unsicher
- Ultraschall-Fingerabdruckscanner: Lästig, aber sicher
- Kapazitive Fingerabdruckscanner: Bequem und sicher genug
- Fazit: Die Nachteile überwiegen für viele die Vorteile
Das heiße Eisen: Stecken die Scanner im Display – oder darunter?
Zunächst möchte ich eine Frage klären, die häufig Diskussionen auslöst: Technisch betrachtet stecken die Fingerabdruckscanner tatsächlich unter (man kann auch sagen: hinter) dem Display und nicht darin. Da sie entweder durch das Display hindurch (optisch) oder zusammen mit dem Bildschirm (Ultraschall) funktionieren, lässt sich der Sensor aber nie wirklich vom Screen unabhängig betrachten.
Insofern, finde ich, kann man ebenso vom Fingerabdrucksensor im Display wie darunter oder dahinter sprechen. Je nach Perspektive darf dies auch jeder anders sehen. Da dieser wunde Punkt nun geklärt ist: Hier meine Gründe, warum wir die Dinger eigentlich gar nicht brauchen – ob unter oder hinter oder im Display.
Optische Fingerabdruckscanner: Lästig und unsicher

Optische Fingerabdruckscanner sind Kamerasensoren, die hinter dem Bildschirm angebracht werden. Möchte der Nutzer das Smartphone entsperren, wird sein Finger kurz vom Display beleuchtet und der Kamerasensor knipst ein Foto des Fingers. Optische Fingerabdruckscanner wie im OnePlus 6T gelten als relativ unsicher, da als Grundlage eben nur ein zweidimensionales Bild dient. Wer ein Foto des Fingers besitzt, kann solche Scanner unter Umständen überlisten.
Den Entsperrvorgang teilt sich der optische mit dem Ultraschall-Scanner: Der Nutzer legt seinen Finger auf eine bestimmte Stelle auf dem Display, die bei Bedarf angezeigt wird. Das Problem: Dafür muss der Anwender auf den Bildschirm sehen, er kann den Sensor nicht ertasten. Das ist bei kapazitiven Scannern wie Touch ID oder bei den Android-Gegenstücken anders. So gelingt das Entsperren mit den In-Display-Scannern weniger beiläufig, der Nutzer muss sich auf den Entsperrvorgang konzentrieren.
Ultraschall-Fingerabdruckscanner: Lästig, aber sicher
Der Ultraschall-Fingerabdrucksensor ist eine Art Mini-Sonar, wie sie in U-Booten eingesetzt werden. Der Sensor feuert hochfrequente, unhörbare Schallwellen auf das Display. Diese prallen am aufgelegten Finger ab und werden zum Scanner zurückgeworfen. Dieser misst, wie lange die Schallwellen auf ihrem Rückweg brauchen und erstellt auf dieser Grundlage ein detailliertes, dreidimensionales Abbild des Fingers. Dieses wird beim Entsperren mit dem vom Nutzer angelegten Fingerabdruck verglichen.

Der Ultraschallscanner lässt sich nicht durch Fotos oder durch Finger-Dummys austricksen. Er erkennt nämlich sogar den Blutfluss im Finger und er funktioniert auch dann noch, wenn unser Griffel nass oder etwas schmutzig ist. Allerdings: Das Entsperren verläuft genauso lästig wie beim optischen Scanner und erfordert einen konzentrierten Blick auf das Display. Außerdem ist der Sensor mit vielen Displayschutzfolien nicht kompatibel.
Kapazitive Fingerabdruckscanner: Bequem und sicher genug
Die herkömmlichen Fingerabdruckscanner wie Touch ID bei den iPhones oder die Scanner auf der Rückseite oder auf der Seite vieler Androidhandys setzen auf unzählige elektrische Kondensatoren an der Außenseite. Die Ladung in diesen Kondensatoren ändert sich, wenn Du einen Finger darauf legst.
Die elektrischen Ladungen werden an leitende Platten auf der Oberseite des Scanners weitergeleitet und schließlich in digitale Informationen umgewandelt. Diese landen mehrfach verschlüsselt auf einem von der übrigen Hardware abgetrennten Bereich, bei Apple "Secure Enclave" genannt. Die kapazitiven Scanner funktionieren also so ähnlich wie Touchscreens, nur mit einem viel höheren Detailgrad.

Der kapazitive Fingerabdruckscanner lässt sich nicht durch ein Foto überlisten, aber durch eine sehr exakt angefertigte Fingerattrappe. Dazu benötigen die Fälscher den genauen Fingerabdruck und müssen ihn auf einen geeigneten Dummy übertragen. Apple sieht die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer als der registrierte Nutzer Touch ID überlisten kann, bei 1 zu 50.000.
Fazit: Die Nachteile überwiegen für viele die Vorteile
Der Ultraschall-Fingerabdruckscanner ist zwar noch sicherer als der kapazitive, da er sich nicht durch Dummys überlisten lässt, aber er ist auch lästiger beim Gebrauch im Alltag. Außerdem kann das Smartphone bei mehreren Fehleingaben durch ein Passwort oder einen Code entsperrt werden. Und die Wahrscheinlichkeit, einen 4-stelligen Code zu erraten, liegt bei 1 zu 10.000.
Die Ingenieure von Samsung und Qualcomm (von letzterem Unternehmen stammt die Technologie) verdienen auf jeden Fall Anerkennung für die erstmalige Integration eines Ultraschallscanners in einem Smartphone. Wem vor allem die Sicherheit wichtig ist, der ist bei den Galaxy-S10-Modellen mit dem Scanner an der richtigen Adresse. Ich vermute aber, dass die meisten Nutzer in erster Linie ihr Smartphone im Alltag bequem verwenden möchten und auch mit der Sicherheit eines herkömmlichen kapazitiven Scanners zufrieden sind.

Schließlich sind die meisten von uns keine CEOs von Großunternehmen, Prominente oder Bundeskanzler, bei denen sich wirklich jemand die Mühe machen würde, unseren Fingerabdruck auszuspionieren, zu kopieren und ihn auf einer geeigneten Attrappe anzubringen. So interessant sind die Daten auf unseren Handys für andere Menschen in der Regel nicht, vielmehr sollen die Fingerabdruckscanner neugierigen Verwandten und einfachen Taschendieben das Leben schwer machen. Und dafür genügen auch die bequemeren kapazitiven Scanner.