Mit dem Honor 6X schickt sich ein Mittelklasse-Smartphone an, die ganz Großen zu ärgern. Im Test wollten wir wissen, ob das 5,5-Zoll-Gerät mit Dual-Kamera tatsächlich der erwartete Preisbrecher ist.
Hin und wieder kommt es vor, dass sich beim ersten Hands-On eines neuen Gerätes gleich ein bestimmtes Schlagwort aufdrängt. Beim Honor 6X war es das Schlagwort "Preisbrecher", denn das Smartphone, dessen UVP mit knapp 250 Euro in der unteren Mittelklasse angesiedelt ist, bringt gleich mehrere Features mit, die wir bisher eigentlich nur von diversen High-End-Geräten kennen. Ob das neue Honor-Smartphone tatsächlich der vermutete Preisbrecher ist, wollen wir in diesem Test klären.
Ein schicker Handschmeichler
Wer das Honor 6X zum ersten Mal in die Hand nimmt, wird kaum glauben, dass es sich dabei um ein günstiges Gerät unterhalb der 250-Euro-Marke handelt. Design und Verarbeitung brauchen sich hinter aktuellen Flaggschiffen von HTC, Huawei oder Apple nämlich nicht zu verstecken. Geboten wird ein sehr schnittiges Aluminiumgehäuse, das an den Seiten angenehm abgerundet ist und dadurch hervorragend in der Hand liegt. Auch die Front ist dank des 2,5D-Displays an den Rändern leicht abgerundet, sodass sich mit der Hand keine unangenehmen Kanten ausmachen lassen. Im Vergleich zum Vorgänger, dem Honor 5X, wirkt das neue Gerät deutlich schnittiger und hochwertiger.
Dank der hervorragenden und handschmeichelnden Verarbeitung wirkt das Honor 6X beim ersten Anfassen sogar kleiner als 5,5 Zoll. Tatsächlich hatten wir zunächst den Eindruck, es mit einem 5,2-Zöller zu tun zu haben. Erst ein Blick auf die Spezifikationen und ein Größenvergleich mit anderen Geräten brachte die Aufklärung. Unterm Strich können wir dem Gerät eine Qualität an Design und Verarbeitung bescheinigen, wie sie uns bislang in dieser Preisklasse noch nicht untergekommen ist.
Leistung und Ausstattung stimmen
Das Display selbst ist für die Preisklasse gut, aber ansonsten wenig spektakulär. Geboten wird ein Full-HD-IPS-Panel, dessen Helligkeit und Farbintensität für die Preisklasse angemessen sind, sich jedoch nicht mit aktuellen Flaggschiffen wie dem iPhone 7 oder dem Huawei Mate 9 messen können.

Im Inneren arbeitet ein Kirin 655 Octacore-Prozessor, der mit knapp 57.000 Punkten im AnTuTu-Benchmark eine ziemlich gute Leistung abliefert. Das Honor 6X landet damit im Vergleich recht deutlich vor dem Samsung Galaxy A5 (2016) oder dem Moto G4 Plus. Für sämtliche Standard-Apps, aber auch für einen Großteil der verfügbaren Spiele reicht die Power im Alltag locker aus. Ein Arbeitsspeicher von 3 GB RAM sorgt zudem dafür, dass dem Smartphone auch beim App-Multitasking nicht der Saft ausgeht.

Flankiert wird das Ganze von 32 GB internem Speicher, der sich per MicroSD-Karte um weitere 128 GB erweitern lässt. Sowohl bei Arbeitsspeicher als auch bei internem Speicher bewegt sich das Honor 6X damit auf dem Niveau des letztjährigen Flaggschiffs Huawei P9.
Die Dual-Kamera
Wirklich spektakulär wird es bei der Kamera-Ausstattung des Honor 6X. Was sich auf der Rückseite des Smartphones befindet, ist nämlich nichts anderes als eine waschechte Dual-Kamera. Ja, ganz richtig! Eine Dual-Kamera, wie sie auch das iPhone 7 Plus oder das Huawei Mate 9 besitzen – beides Geräte, für die im Handel derzeit ein Preis zwischen 700 und 1200 Euro fällig werden. Nur wenige Monate nach dem Launch der beiden Flaggschiffe taucht das vermeintliche Killer-Feature der Oberklasse damit erstmals in einem Smartphone der unteren Mittelklasse auf.
Was den grundlegenden Funktionsumfang anbelangt, unterscheidet sich die Dual-Cam im Honor 6 kaum von der, die sich im letztjährigen Honor 8 oder im Huawei P9 findet. So lassen sich dank der zwei Linsen auch beim neuen Modell Motive mit einem beeindruckenden Tiefeneffekt einfangen. Technisch müssen dabei jedoch einige Abstriche in Kauf genommen werden. Während das Honor 8 jeweils zwei Linsen mit 12-Megapixel-Auflösung bietet, verfügt das 6X neben einem 12-Megapixel-Hauptsensor lediglich über einen 2-Megapixel-Sensor zur Unterstützung. Im Endeffekt gelingt damit die Abstufung zwischen den einzelnen Tiefenebenen längst nicht so gut und sauber wie bei anderen Smartphones mit Dual-Kamera.
Auch die generelle Foto-Qualität bewegt sich dann auch eher auf Mittelklasse-Niveau und stellt in diesem Bereich keine Gefahr für die Flaggschiffe von Samsung, Apple oder LG dar. Bildschärfe und Farbintensität sind für die Preisklasse angemessen, aber nicht spektakulär. Bei schwächeren Lichtverhältnissen geht dem Sensor zudem recht schnell die Puste aus. Insgesamt kann sich die Kamera des Honor 6X dennoch ein "gut" verdienen.
Akku und Fingerabdrucksensor
Wirklich punkten konnte das Honor 6X im Test bei der Akkuleistung. Kaum verwunderlich, steckt in dem schlanken Gehäuse doch ein üppiger 3340 mAh-Batteriespeicher. Damit gehört das Mittelklasse-Smartphone bei der Akku-Ausstattung ganz klar zur Oberklasse. In Kombination mit dem Full-HD-Display und den immer noch vorzeigbaren Akku-Spar-Optionen von Huawei kommt das Gerät bei moderater Nutzung auf zwei bis drei Tage Laufzeit. Selbst Power-User müssen sich kaum Sorgen machen, dass dem Akku im Laufe eines Tages der Saft ausgeht. Leichte Abstriche gibt es lediglich in der B-Note, weil Honor dem Gerät keine Schnellladefunktion spendiert hat.

Wie schon beim Vorgänger gibt es auf der Rückseite einen Fingerabdrucksensor, der auch ebenso gut funktioniert. Nach wie vor gehören die Scanner von Huawei zu den schnellsten und genauesten auf dem Markt, wovon auch das Honor 6X profitiert.
Software: Altes Android in neuem Smartphone
Wenn es beim Honor 6X tatsächlich etwas zu meckern gibt, dann bei der Software. Anstatt auf das aktuelle Android 7.1 Nougat setzt der Hersteller hier nämlich auf die ältere Version 6.0 Marshmallow – eine Entscheidung, die wir nicht so recht nachvollziehen können. Zwar bietet das Gerät sämtliche Funktionen, die ein Nutzer von einem aktuellen Smartphone erwartet. Dennoch darf man auch bei einem günstigen Modell erwarten, dass es nicht mit einem Betriebssystem auf den Markt gebracht wird, das bereits seit gut vier Monaten als abgelöst gilt. Und ganz ehrlich: Huawei hätte sich hier die Arbeit für ein nachträgliches Update auf Android 7 sparen können. Das soll nämlich voraussichtlich im zweiten Quartal 2017 so oder so noch kommen, wie uns der Hersteller auf Nachfrage bestätigt hat.

Fazit: Ein starkes Angebot mit wenigen Haken
Für den Preis von knapp 250 Euro bietet das Honor 6X eine Ausstattung, die derzeit kaum zu schlagen ist. Bei Design, Verarbeitung, Dual-Kamera und Akku rangiert das Gerät deutlich über seiner Preisklasse. Leistung und allgemeine Ausstattung sowie Fotoqualität können sich ebenfalls sehen lassen. Lediglich die veraltete Android-Version sorgte bei unserem Test für etwas Stirnrunzeln.
Insgesamt zeigt Honor gleich mal zu Jahresbeginn, dass die Smartphone-Mittelklasse in diesem Jahr noch stärker an die Oberklasse heranrücken könnte. Das ist zweifellos ein guter Trend für alle Kunden und eine Herausforderung für Premium-Hersteller wie Apple, Google oder Samsung, denn für die könnte es noch schwieriger werden, ihre hohen Preise zu rechtfertigen.