Mit dem LG G8S ThinQ bekommt Deutschland ein Sondermodell des LG G8 ThinQ mit einer dritten Hauptkamera. Im Vergleich zum LG G8 ThinQ gibt es jedoch auch Abstriche. Im Test haben wir geprüft, ob das Modell trotzdem eine Daseinsberechtigung hat.
- Design: Top Verarbeitung, aber dicke Notch und üppiger Rand
- Display: OLED mit FHD+-Auflösung
- Technik: Flaggschiff mit Quasi-Face-ID
- Kameras: Durchschnittliche Hauptkameras, aber tolle Selfies
- Audio: Kein Hi-Fi-DAC an Bord
- Fazit: Mehr als ein LG G8 Light, aber ...
Design: Top Verarbeitung, aber dicke Notch und üppiger Rand
Das LG G8S ThinQ bietet ein 6,21 Zoll großes Display. Oben ist eine iPhone-X-ähnliche Notch eingelassen, die recht groß ausfällt. Dafür gibt es immerhin einen guten Grund, denn es steckt ein Face-ID-ähnliches System aus Selfie-Kamera, 3D-Sensor und Infrarotlicht sowie der Hörer in der Notch. Weniger nachvollziehbar ist der größere Rand oben neben der Notch sowie unten. Auch ist das Smartphone etwas breiter als aktuelle Modelle, was nicht mehr zeitgemäß wirkt.

Dank Aluminiumrahmen und Glasrückseite punktet das Smartphone mit seiner Verarbeitung. Die Triple-Kamera hinten kommt in einer Aussparung unter, die leicht aus dem Gehäuse herausragt. Rechts daneben steckt der LED-Blitz in der Rückseite des Geräts und unter den Kameras ist der Fingerabdrucksensor angebracht. Darunter blickt man auf das silberne "G8S ThinQ"-Logo und weiter unten auf das "LG"-Logo.
Fazit: Insgesamt wirkt das LG G8S ThinQ eher wie ein Smartphone der oberen Mittelklasse. Es ist gut verarbeitet, aber einige Designentscheidungen sind nicht mehr ganz zeitgemäß.
Display: OLED mit FHD+-Auflösung

Das OLED-Display des LG G8S ThinQ ist mit 6,21 Zoll um 0,1 Zoll größer als der Screen des LG G8 ThinQ und löst mit 2248 x 1080 Pixeln auf. Das ist eine geringere Auflösung, als sie das LG G8 bietet, namentlich 3120 x 1440 Pixel. In der Regel ist das nicht wild, aber bei der Medienbetrachtung fehlt der letzte Funken Brillanz. Davon abgesehen ist das Display sehr gut, etwa bei Kontrast und Farbdarstellung, nur die Helligkeit hätte für den Einsatz im direkten Sonnenlicht noch etwas höher sein dürfen. Brauchbar ist das Display aber auch dann.
Fazit: Schade, dass LG die Auflösung im Vergleich zum LG G8 ThinQ auf FHD+ reduziert hat, ansonsten handelt es sich aber um ein wertiges OLED-Display.
Technik: Flaggschiff mit Quasi-Face-ID
Im Inneren steckt aktuelle Flaggschiff-Technik. Dazu zählen vor allem der Chip Snapdragon 855, 128 GB UFS-2.1-Speicher, der via microSD-Karte erweiterbar ist, sowie 6 GB Arbeitsspeicher. Nur bei letzterem hätte LG ruhig noch 2 GB RAM drauflegen können. Trotzdem funktioniert die Bedienung schnell und anspruchsvolle Spiele wie "Sonic Forces" laufen in hohen Einstellungen flüssig.
Neben Bluetooth 5.0 mit apt-X-HD-Support wird auch ein Kopfhöreranschluss geboten. Für den 3.550-mAh-Akku werden sowohl kabelloses Laden als auch Quick Charge 3.0 unterstützt. Schließlich ist das Smartphone nach IP68 wasserdicht und nach MIL-STD-810G zertifiziert, was eine hohe Gehäusestabilität nahelegt.

Der Akku bietet eine ordentliche Laufzeit und liefert genügend Saft für einen Tag und sogar noch etwas mehr. Erfreulich ist der herkömmliche kapazitive Fingerabdruckscanner an der Rückseite, der das Entsperren einfacher und sicherer macht als der In-Display-Fingerabdrucksensor, der ohne praktischen Grund in neuen Android-Flaggschiffen verbaut wird.
Noch angenehmer ist das Entsperren mit den Face-ID-ähnlichen Sensoren. Tatsächlich müsste dieses System sogar noch ein wenig sicherer sein als der kapazitive Sensor. Zumindest die Kollegen Michael und Alexander konnten das Smartphone nicht mit ihrem Gesicht entsperren, aber ernsthaft können wir die Sicherheit nicht testen. Jedenfalls funktioniert die Gesichtsentsperrung sehr schnell und verlässlich.

Dann wäre da noch das "Air Motion" genannte Feature, das vor allem für die Steuerung von Musik und Videos, inklusive YouTube-Videos, eine gewisse Berechtigung hat. Leider funktioniert es nicht immer sofort, die Steuerung durch Handgesten in der Luft vor dem Smartphone in den jeweiligen Apps zu aktivieren. Hat die 3D-Kamera aber erst einmal die Hand erkannt, dann lassen sich mit den Gesten die Lautstärke ändern und Clips oder Musik können abgespielt oder gestoppt werden. Auch einige weitere Funktionen wie der Aufruf der Einstellungen sind möglich.
Das Feature wirkt im Einsatz wie Zauberei. Schließlich kann man durch bloße Handbewegungen etwa Musik abspielen. Der praktische Nutzen ist aber auf wenige Szenarien beschränkt. Vor allem beim Kochen könnte sich die Funktion bewähren, wenn man mit den Händen nicht das Smartphone berühren möchte. Andererseits wäre eine Musiksteuerung mit einem Sprachassistenten hier wohl die bequemere Option. So ist Air Motion vor allem ein eindrucksvolles Gimmick, aber (noch) nicht viel mehr.
Fazit: Das LG G8S ThinQ bietet aktuelle Flaggschiff-Technik, eine vernünftige Akkulaufzeit und gleich zwei sichere Sperroptionen. Die Face-ID-ähnliche Technik für die Gesichtsentsperrung kommt bei Android-Handys nur sehr selten zum Einsatz.
Kameras: Durchschnittliche Hauptkameras, aber tolle Selfies

Im Gegensatz zum LG G8 ThinQ bietet das "S"-Modell drei statt zwei Hauptkameras. Es handelt sich um eine 12-Megapixel-Hauptkamera, eine 13-Megapixel-Weitwinkelkamera und ein 12-Megapixel-Teleobjektiv. Der Haken? Sie befinden qualitativ nicht auf Flaggschiff-, sondern eher auf Mittelklasse-Niveau. Die Fotos werden auch bei Tageslicht etwas düster und der Kontrastumfang ist sehr begrenzt. Auch gehen einige Details verloren.
Toll sind aber die Videofeatures, wie von LG inzwischen gewohnt. Neben dem cineastischen "Cine Video", das schon vom LG V40 ThinQ bekannt ist, ist nun auch Video Depth Control an Bord. Damit kann die Schärfe beim Dreh in den Vordergrund gelegt werden und im Hintergrund entsteht ein Bokeh-Effekt, also ein künstlerisch unscharfer Hintergrund. So lässt sich die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Motive fokussieren. Das funktioniert in der Praxis optimal und ist eine sinnvolle Ergänzung der Video-Features. Die Videostabilisierung ist nicht schlecht und bis zu 4K bei 30 FPS möglich (4K mit 60 FPS sind ebenfalls möglich, aber ohne Stabilisierung).
Die Selfies profitieren derweil vom 3D-Sensor, der für eine gute, wenn auch nicht perfekte Abgrenzung des Motivs vom Hintergrund sorgt. Auch ist die 8-Megapixel-Selfie-Kamera qualitativ besser als die Hauptkameras, so wirken die Porträtaufnahmen scharf und detailliert.
Fazit: Mehr Kameras sind nicht immer besser, wie das LG G8S ThinQ beweist. Statt drei durchschnittlichen Kameras hätten uns zwei gute oder sogar nur eine wirklich gute Kamera eher überzeugt. Selfie- und Videofans werden aber ihre Freude mit dem LG G8S ThinQ haben.
Audio: Kein Hi-Fi-DAC an Bord
Ausgerechnet ein Alleinstellungsmerkmal des normalen LG G8 ThinQ hat das "S"-Modell eingespart: Den Quad-DAC, der einen besonders hochwertigen Klang via Klinkenausgang an Kopfhörer und Stereoanlage schickt. Er ist auch im LG V40 ThinQ verbaut und wusste uns zu beeindrucken. Immerhin bietet das LG G8S ThinQ einen Kopfhöreranschluss, auch wenn der Klang darüber nichts Außergewöhnliches ist. Die mitgelieferten In-Ears klingen ganz ordentlich.
Wegrationalisiert wurde sogar noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Der Klang wird beim regulären LG G8 ThinQ durch einen Lautsprecher im Gehäuse unten sowie durch das in Vibrationen versetzte Display erzeugt. Stattdessen dient beim "S"-Modell nun ein herkömmlicher Hörer als zweiter Lautsprecher. Die beiden Lautsprecher erzeugen einen durchschnittlich guten Sound, der seinen Zweck erfüllt, aber nicht sonderlich dynamisch oder klar klingt.
Fazit: Der Klang via Stereo-Lautsprecher und Kopfhöreranschluss ist Durchschnitt, aber immerhin sind die Features an Bord.
Fazit: Mehr als ein LG G8 Light, aber ...
Das LG G8S ThinQ ist ein echtes Flaggschiff-Smartphone und kein G8 Light. Dafür sorgen die Technik im Inneren, das (wenn auch niedrig aufgelöste) OLED-Display, die sehr gute Verarbeitung und das Face-ID-ähnliche System für die Gesichtsentsperrung. Trotzdem hat LG an einigen Ecken gespart, vor allem bei den Hauptkameras und beim fehlenden Hi-Fi-DAC. Ergebnis ist ein Flaggschiff, das mit der Konkurrenz nicht ganz mithalten kann – es sei denn, der Preis wäre besonders gut.

Die Frage, wie gut der Preis ist, lässt sich nicht so einfach beantworten. Zum UVP von 769 Euro können wir das LG G8S ThinQ nicht empfehlen, allerdings ist es bis zum 31. Juli im Bundle mit einem 4K-Fernseher erhältlich, dem 43 Zoll großen LG 43UM7100. Dabei handelt es sich um einen für alle Inhalte guten TV mit der Ausnahme von HDR (was theoretisch unterstützt wird, aber ohne sonderlichen praktischen Vorteil). Im Handel ist er für um die 400 Euro zu haben. So ergibt sich für die Interessenten an dem TV ein Preis von 369 Euro für das Smartphone, der schon weitaus eher vertretbar ist. Unten findest Du gute Alternativen zum LG G8S ThinQ.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ Flaggschiff-Technik im Inneren + OLED-Display + Face-ID-ähnliche Gesichtsentsperrung + Sehr gute Verarbeitung + Gute Selfies |
- Durchschnittliche Hauptkameras - nur FHD+-Auflösung - kein Hi-Fi-DAC im Gegensatz zum LG G8 ThinQ - Preis-/Leistungsverhältnis ohne TV-Bundle mäßig |
Wer den TV mitnimmt, den es gerade im Bundle mit dem LG G8S ThinQ gibt, der erhält ein konkurrenzlos günstiges Flaggschiff-Smartphone und die Abstriche sind eher zu verkraften. Für gut 50 Euro mehr ist das Xiaomi Mi 9 erhältlich, das bessere Hauptkameras und ein größeres Display bietet. Das OnePlus 7 gibt es für 560 Euro und es bietet ebenso bessere Kameras, außerdem einen schnelleren Speicher.
Für um die 580 Euro ist das ZTE Axon 10 Pro zu haben, das ähnlich gut ist wie das OnePlus 7 und noch eine Kamera mehr mitbringt. Zum Neupreis von 769 Euro kann das LG G8S ThinQ nicht mit der Konkurrenz mithalten, ein gutes Alleinstellungsmerkmal ist allerdings das Face-ID-ähnliche System für die sichere Gesichtsentsperrung.