Das Motorola Edge ist nach dem Edge+ das zweitstärkste Smartphone des Herstellers. Für 600 Euro gibt es ein großes OLED-Display, ein schickes Dual-Edge-Design, eine 64-Megapixel-Hauptkamera und ein 5G-Modem. Ob sich das Edge in der Praxis bewähren kann, haben wir im Test geprüft.
- Design: Das Schönste von Motorola
- Display: Recht dunkler OLED-Bildschirm
- Technik & Ausstattung: Gehobene Mittelklasse mit 5G-Modem
- Kameras und Audio: Schöne Tageslicht-Fotos
- Fazit & Alternativen: Gutes Handy mit starker Konkurrenz
Design: Das Schönste von Motorola
Das Motorola Edge zeichnet sich durch ein modernes Design mit abgerundeten Displayrändern aus. Die Ränder fallen beinahe im 90-Grad-Winkel an den Seiten ab, die Branche bezeichnet das als "Wasserfall"-Design. Wie von Samsungs ähnlichen Dual-Edge-Bildschirmen gewohnt, sieht das zwar schick aus, ist aber nicht sonderlich praktisch. Schließlich hält der Nutzer das Handy an den Seiten fest. Allerdings hilft die mitgelieferte transparente Hülle, Fehleingaben zu vermeiden. Außerdem lässt sich die Touch-Empfindlichkeit der Seiten abschalten.
Die Displayränder oben und unten sind recht dünn, die Selfie-Kamera steckt in einem Loch oben links im Bildschirm. Das Handy hat eine schwarze Glasrückseite mit Prismeneffekt, die das Licht in verschiedene Farben bricht. Hinten links sind drei Kameras und der 3D-Sensor vertikal angebracht, ein eher zweckmäßiges Design. Oben rechts daneben sitzt der LED-Blitz, in der oberen Hälfte prangt mittig das Motorola-Logo.
Fazit: Das Motorola Edge ist das bislang hübscheste Motorola-Handy. Die berührungsempfindlichen Displayseiten sehen zwar schön aus, können aber bei der Bedienung stören. Zum Glück lassen sie sich abschalten.
Display: Recht dunkler OLED-Bildschirm

Der Bildschirm des Motorola Edge misst 6,7 Zoll und löst mit 2.340 x 1.080 Pixeln auf. Zum Vergleich: Der ebenso große Screen des Galaxy S20+ hat eine Auflösung von 3.200 x. 1.440 Pixeln. Im Alltag stört die geringere Auflösung nicht, lediglich beim Ansehen von Videos und Fotos liegt das Galaxy um einen Funken Brillanz vorn. Außerdem ist das Display des Samsung-Handys heller. Vor allem bei der Betrachtung von HDR-Inhalten fällt auf, dass der Motorola-Screen zu dunkel ist, um Highlights effektvoll darzustellen.
Grundsätzlich hatte ich bei Sonnenlicht keine Probleme, die Bildschirminhalte zu erkennen. Wer jedoch im direkten Sonnenlicht Fotos betrachten möchte, wünscht sich eine etwas höhere Bildschirmhelligkeit. Aufnahmen wirken etwas unterbelichtet, was aber nicht an den Bildern liegt, sondern am Display. Prinzipiell ist OLED jedoch die beste Technik für mobile Bildschirme, und auch das Motorola Edge überzeugt mit einem sehr kontrastreichen Bild und perfektem Schwarz. Auch gut: Dank 90 Hertz werden Bewegtinhalte wie Scrollen flüssiger und schärfer dargestellt als auf herkömmlichen 60-Hertz-Bildschirmen.

Dank der abgerundeten Displayseiten lässt sich durch Wischbewegungen am Rand etwa der App-Drawer oder die Benachrichtigungen aufrufen. Das funktioniert allerdings über die herkömmliche Gestensteuerung, die den ganzen Bildschirm nutzt, einfacher. Kann der Nutzer von der oberen Displayseite nach unten wischen, um die Benachrichtigungen aufzurufen, muss er sich nicht die Mühe machen, dieselbe Geste am schmalen Rand auszuführen. Zudem werden unter anderem YouTube-Videos über die Seiten gezogen und damit verzerrt dargestellt – zum Glück lassen sich die Seitenränder deaktivieren. Nett: Die Ränder leuchten auf Wunsch auf, wenn eine Benachrichtigung oder ein Anruf hereinkommt.
Im Bildschirm unten steckt ein optischer Fingerabdrucksensor. Er funktioniert etwas langsamer als manche Konkurrenten, etwa als der Sensor im OnePlus 7T Pro. Das Entsperren klappt aber verlässlich. Leider sind optische Fingerabdrucksensoren weniger fälschungssicher als herkömmliche kapazitive Sensoren und Face ID.
Fazit: Der große 90-Hertz-OLED-Bildschirm weiß mit einem kontrastreichen Bild und flüssiger Darstellung zu beeindrucken, allerdings fällt die Helligkeit etwas niedrig aus.
Technik & Ausstattung: Gehobene Mittelklasse mit 5G-Modem

Für die Leistung ist der Prozessor Qualcomm Snapdragon 765 nebst 6 GB Arbeitsspeicher zuständig. Er rechnet ungefähr so schnell wie der Flaggschiff-Chip Snapdragon 845 aus dem Jahr 2018. Auch der 128 GB große, via microSD-Karte erweiterbare UFS-2.1-Speicher ist keine Bremse. Bei der alltäglichen Bedienung überzeugt das Handy mit schnellen App-Starts und zügig umgesetzten Eingaben.
Grafisch anspruchsvolle Spiele wie "Asphalt 9" und "Sonic Forces" lassen sich zwar flüssig spielen, aber eher im Bereich von 30 Bildern pro Sekunde. Die Vorzüge des 90-Hertz-Bildschirms kannst Du nur für grafisch einfache Spiele nutzen – und natürlich für die Bedienung des Smartphones und das Scrollen durch Websites. Eine Besonderheit des Snapdragon 765 ist das integrierte 5G-Modem. Den 5G-Empfang will der Hersteller mit einem Update im August oder spätestens September freischalten.
Leider gibt es kein Wi-Fi-6, sondern nur ac-WLAN, dafür Bluetooth 5.1. Der 4.500 mAh große Akku kann via 18-Watt-Netzteil relativ schnell aufgeladen werden. Die Laufzeit überzeugt und reicht über einen Tag hinaus. Als Software dient ein weitgehend unverändertes Android 10, nur ergänzt durch einige Motorola-Features wie die Gestensteuerung via Display und Dual-Edge-Ränder. Der Hersteller verspricht mindestens ein großes Android-Update – Flaggschiffe bieten meist zwei. Leider verzichtet das Motorola Edge auf einen Schutz vor eindringendem Wasser.
Fazit: Das Motorola Edge bringt der gehobenen Mittelklasse angemessene Technik mit, die Akkulaufzeit ist sehr gut. Leider ist das Handy nicht wasserdicht.
Kameras und Audio: Schöne Tageslicht-Fotos
Das Motorola Edge hat auf der Rückseite drei Kameras: eine 64-Megapixel-Hauptkamera, eine 16-Megapixel-Ultraweitwinkellinse und ein 8-Megapixel-Teleobjektiv für einen 2-fachen Zoom. Vorn ist eine 25-Megapixel-Selfie-Kamera verbaut. Bei Aufnahmen mit der 64-Megapixel-Kamera werden vier Pixel zusammengelegt, sodass 16-Megapixel-Fotos entstehen. Auch die Selfie-Kamera legt vier Pixel für optimierte 5-Megapixel-Fotos zusammen. Die Technologie reduziert das Rauschen und verbessert den Kontrast. Leider gibt es keine optische Bildstabilisierung.
Haupt- und Selfie-Kamera sind auch tatsächlich die besten Kameras des Motorola Edge. Sie liefern detailreiche und farbechte Aufnahmen, bei der 64-Megapixel-Kamera fällt zudem ein besonders hoher Kontrastumfang auf. 4K-Videos mit der Hauptkamera werden sehr gut stabilisiert und wissen auch ansonsten zu überzeugen. Seltsam: Es ist wie bei anderen Handys mit Makrokamera schwierig, scharfe Makrofotos zu machen – aber Makrovideos sehen scharf aus.
Die Ultraweitwinkelkamera neigt zur Überbelichtung und Übersättigung der Fotos, was beinahe einem Cartoon-Farbfilter ähnelt. Trotzdem zählt sie nicht zu den schlechtesten Modellen ihrer Art und eröffnet kreative Möglichkeiten. Telefoto-Aufnahmen wirken leider unscharf. Bei Nachtaufnahmen versagt das Motorola Edge – der Nachtmodus kann aber etwas retten.
Das Motorola Edge nutzt den Hörer als zweiten Lautsprecher. Das Stereo-Setting erreicht leider nur eine durchschnittliche Qualität und ist nicht sonderlich laut. Immerhin ist ein Kopfhörer-Anschluss verbaut, den viele Flaggschiffe weglassen.
Fazit: Die 64-Megapixel-Hauptkamera und die Selfie-Kamera machen gute Aufnahmen bei Tageslicht, die Fotos mit Ultraweitwinkel- und Zoomkamera fallen hingegen qualitativ etwas ab – mit Ausnahme der guten Makro- und Porträtaufnahmen. Für Nachtfotos gibt es bessere Handys. 4K-Videos mit der Hauptkamera überzeugen und werden effektiv digital stabilisiert.
Fazit & Alternativen: Gutes Handy mit starker Konkurrenz

Das Motorola Edge ist ein empfehlenswertes Smartphone der Premium-Mittelklasse. Ein schickes Design, ein 90-Hertz-OLED-Display, gute Tageslicht-Fotos und eine starke Laufzeit dürften viele Interessenten überzeugen. Das Display hätte heller leuchten dürfen, und manche werden ein wasserdichtes Smartphone bevorzugen.
Vielleicht erreichen Smartphone-Hersteller irgendwann eine konsistente Fotoqualität bei allen verbauten Kameras, das wäre ein echter Schritt nach vorn. Beim Motorola Edge können die Ultraweitwinkel- und Telefotokamera qualitativ nicht mit 64-Megapixel- und Selfie-Kamera mithalten.

Wer sich im Preisbereich um die 600 Euro umsieht, entdeckt starke Konkurrenten – nämlich ehemalige Flaggschiffe. Darunter das Huawei P30 Pro und Mate 20 Pro sowie das Samsung Galaxy S10. Bei diesen Geräten sind Leistung und Kameras noch etwas besser, und die Displays strahlen heller. Ein 5G-Modem und einen 90-Hertz-Bildschirm bieten die Konkurrenten allerdings nicht.
Das hat mir gut gefallen | Das hat mir weniger gefallen |
+ 90-Hertz-OLED-Bildschirm + Schickes Dual-Edge-Design + Gute Performance + Gute Tageslichtfotos mit Haupt- und Selfiekamera + Gute Akkulaufzeit |
- Bildqualität der Ultraweitwinkel- und Telefotokamera nur Durchschnitt - Nicht wasserdicht - Display etwas düster |